Mit 97 Prozent der Stimmen hat am Donnerstagnachmittag die Belegschaft der Siemens -Softwaresparte PSE für mögliche Kampfmaßnahmen bis hin zum Streik gestimmt, sollte es tatsächlich zu einem Mitarbeiterabbau kommen. Der Betriebsrat befürchtet den Abbau von bis zu 200 Mitarbeitern bei PSE, der Netzwerktochter itworx sowie dem Callcenter Ringo im Zusammenhang mit der konzernweiten Ausgliederung der Siemens-Netzwerksparte Com.

"Suboptimale" Kommunikation

Zur Betriebsversammlung im Austria Center Vienna waren nach Angaben der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) knapp 1.500 Siemens-Mitarbeiter aus ganz Österreich gekommen. GPA-Bundesgeschäftsführer Karl Proyer sprach von einer "außerordentlichen Unterstützung" bei der geheimen Abstimmung für die Betriebsräte durch die Belegschaft. Er erklärte das eindeutige Ergebnis mit der "suboptimalen" Kommunikation der geplanten Veränderungen bei PSE durch das Management. Die GPA sei jedenfalls jederzeit zu Gesprächen mit der Führung bereit.

Keine Rede

Siemens Österreich versicherte heute auf APA-Anfrage, dass von einem Arbeitsplätzeabbau "keine Rede ist". Es gehe lediglich um eine "Neugründung" im Zuge der Ausgliederung der Kommunikationssparte COM. Man gehe jedenfalls davon aus, dass die Mitarbeiter "vernünftig handeln werden", hieß es.

Filettierung

Die Verluste in der Com haben zur Filettierung des konzerneigenen Softwarehauses PSE geführt. PSE hat den Sitz in Wien, beschäftigt weltweit 6.500 Mitarbeiter - davon rund 2.800 in Österreich - und programmiert fast ausschließlich für diverse Geschäftsbereiche des Siemens-Stammhauses in München.

Mitte Juni hatten Siemens und Nokia bekannt gegeben, dass sie ihr weltweites Kommunikationsgeschäft zusammenlegen werden. Im Zuge dessen solle mindestens jeder Zehnte der 60.000 Jobs wegfallen. Die neue Firma Nokia Siemens Networks werde weltweit die Nummer drei unter den Telekom-Ausrüstern, hieß es damals.

400 Mitarbeiter

In Österreich sind von der Zusammenlegung knapp 400 Mitarbeiter betroffen. Die Siemens-Kommunikationssparte erzielte hierzulande im Geschäftsjahr 2005/06 (per Ende März) mit 276 Mitarbeitern einen Umsatz von 443 Mio. Euro. Nokia Österreich beschäftigt insgesamt 125 Mitarbeiter, auf die Netzwerksparte entfallen rund 100 Vollzeit-Beschäftigte.

Joint Venture

Deutschlands größter Elektronikkonzern und der weltgrößte Handy-Hersteller wollen mit dem Joint Venture stärker im hart umkämpften Telekommunikationsmarkt mitmischen. Das Geschäft beherrschen zunehmend fusionierte Branchenriesen wie Ericsson/Marconi oder Alcatel/Lucent, außerdem drängen asiatische Billiganbieter auf den Markt.

Gehaltserhöhung

Siemens hatte erst vor wenigen Tagen mit einer kräftigen Gehaltserhöhung für den Vorstand für Wirbel gesorgt. Durchschnittlich um 30 Prozent mehr gibt es künftig für die Bosse. Siemens-Aufsichtsratsvorsitzende Heinrich von Pierer verteidigte den Geldregen mit dem Argument, Spitzenleute seien nur bei entsprechender Bezahlung zu bekommen.

Bombe

Heute platzte die Bombe, dass der taiwanesische Handyhersteller BenQ in Deutschland einen Insolvenzantrag stellen werde. BenQ hatte vor einem Jahr die schwer defizitäre Handysparte von Siemens übernommen. Wie es mit BenQ in Österreich weitergeht, war bis dato noch nicht zu erfahren. (APA)