Hamburg - Der deutsche Handelskonzern Rewe, Mutterkonzern der Rewe Austria (Billa, Merkur, Bipa), hat laut Presseberichten wegen des Verdachts der Korruption im eigenen Unternehmen die Kölner Staatsanwaltschaft eingeschaltet.

Wie das Hamburger Magazin "stern" und das Schweizer Wirtschaftsblatt "Cash" übereinstimmend in ihren neuen Ausgaben berichten, soll Rewe intern festgestellt haben, dass ehemalige führende Mitarbeiter einen italienischen Großlieferanten jahrelang beim Wareneinkauf bevorzugt hätten. Gegenüber der Staatsanwaltschaft gehe Rewe von der "Annahme" aus, "dass das wettbewerbswidrige und das Vermögen der Rewe schädigende Verhalten erkauft worden ist". Die Verdächtigungen zielen demnach vor allem auf die ehemalige Konzernspitze um den langjährigen Vorstandschef Hans Reischl.

Reischl weist Vorwürfe zurück

Reischl, der die genossenschaftlich organisierte Rewe 2004 nach 27 Jahren an der Spitze im Streit verlassen hatte, sieht in den Verdächtigungen allerdings eine Schmutzkampagne: "An den Vorwürfen ist absolut nichts dran, das versichere ich gern auch eidesstattlich", sagte er dem "stern".

Aufsichtsrat und Vorstand hatten den Berichten zufolge die eigene Firma seit Sommer vergangenen Jahres durchleuchten lassen. Dabei sei ans Licht gekommen, dass der italienische Obst- und Gemüselieferant Bocchi Group über 20 Jahre hinweg beim Wareneinkauf bevorzugt worden sei. Bocchi habe bei Rewe etwa Ware zu einem Preis absetzen können, "der bis zu 30 Prozent über dem Marktwert lag", wurde aus einem internen Rewe-Bericht zitiert. In anderen Fällen habe die Gruppe zum Teil kleinere als die bestellten Früchte geliefert, sei aber voll bezahlt worden. Bocchi bestritt jedoch, Schmiergelder gezahlt zu haben: "Dieser Vorwurf trifft nicht zu", erklärte die Firma aus Verona. (APA)