Foto: www.kollwentz.at
Andi Kollwentz und Römerhof sind nicht gerade die ersten Namen, die man zu Pinot Noir assoziieren würde. Kollwentz zählt seit Jahren und Jahrzehnten zu den Top-Ten-Betrieben in Österreich, stand bisher vor allem für Cabernet Sauvignon, den sein Vater Anton 1983 erstmals reinsortig auf die Flasche brachte, auf Blaufränkisch basierende Cuvées à la Steinzeiler, für die beiden absolut hinreißenden, stilistisch deutlich unterschiedlichen Chardonnays Gloria und Tatschler und nicht zu vergessen Sauvignon Blanc Steinmühle, mit dessen 2004-er Ausgabe er im Juni eine vom Weinraritätenhändler Jan Erik Paulson aus Deutschland organisierte internationale Sauvignon-Blanc-Probe gewonnen hatte. International waren dabei sowohl Vorgangsweise (verdeckt, farbcodiert), Jury (53 Verkoster, davon sechs aus Österreich) als auch Konkurrenz: Vertreten waren 35 Mitglieder der Sauvignon-Blanc-Haute-Volée von der Loire über Südafrika bis Neuseeland der Jahrgänge 2004 und 2005, alle namhaften Steirer inklusive.

Andi Kollwentz ist ganz sicher kein Springinsfeld, der sein Sortiment nach Trends und Moden ausrichtet. „Ich schau’s mir immer sehr genau an, und wenn es passt, dann mach ich es“, beschreibt er seinen Weg. Das Prinzip Kollwentz wurde offensichtlich auch auf den Pinot Noir Dürr angewandt: 2004 war die Jungfernlese auf einer besonders kalkreichen Lage auf ca 270 Meter Seehöhe also in den lichten, von Wald umgebenen ergo vergleichsweise kühlen Höhen des Leithagebirges. Jungfernlesen ganz generell, die ersten Weine eines neu in Ertrag kommenden Weingartens, zeigen nach Winzererfahrungen vor allem die Kraft und Möglichkeiten an, die ein neuer Weingarten dereinst entwickeln wird, auch wenn es nach der Euphorie des ersten Jahrgangs vielleicht einige Zeit dauern kann, bis er diese voll ausschöpft.

Pinot Noir Dürr verbrachte etwa 15 Monate in neuen und gebrauchten Barriquefässern (225 l Eichenholz), schmeckt fruchtig-elegant nach rotem Obst wie Erdbeeren und roten Ribisel. Dazu kommt noch eine sehr feine kräutrige Würznote und ausgeprägt mineralische Noten, die höchst erfreulich sind und nicht mehr groß verwundern, wenn man einmal gesehen hat, welche Kalkbrocken da aus dem Boden herausquellen. Der Wein zeigt eine sehr feine Balance und verspricht einiges an Lagerfähigkeit. 32 Euro klingen zwar nicht nach Schnäppchen, sind aber jeden Cent wert, um ihn dereinst nach angemessener Lagerzeit (!) vielleicht gegen ein paar burgundische Kollegen antreten zu lassen, für die in adäquater Qualität sicher mehr zu berappen sein wird. (ls)