Manche ihrer Einschätzungen holen sich Marktforscher gar nicht von repräsentativ ausgewählten Durchschnittsbürgern. Sondern von Kommunikatoren, die ihrerseits viele Kontakte haben. Peter Hajek vom OGM gibt zu, dass er in den Monaten vor eine Wahl gerne mit dem Taxi fährt - was Taxifahrer von ihren Fahrgästen hören und noch mehr, was sie ihnen selber sagen, hat auf Wahlentscheidungen durchaus Einfluss. Und hilft einem aufmerksamen Zuhörer, die eigene Einschätzung auf Plausibilität zu überprüfen.

Bevor man aber zu der Einschätzung kommt, ist Grundlagenarbeit gefragt: Zunächst geht es um das Ziehen einer "sauberen" Stichprobe - die Menge der Befragten sollte möglichst ähnlich der österreichischen Bevölkerung zusammengesetzt sein und nicht irgendwelche leichter zu erreichenden Berufs- und Altersgruppen überproportional darstellen.

"Genauso wichtig ist, dass der Fragebogen korrekt formuliert ist", sagt David Pfarrhofer von market: "Man kann nicht zuerst zehn Fragen zur ÖVP stellen und anschließend die Kanzlerfrage." Diese - theoretische - Frage liefert übrigens oft höhere Antwortbereitschaft als die Sonntagsfrage.

Diese lautet üblicherweise: "Wenn am nächsten Sonntag Nationalratswahlen wären, welche Partei würden sie dann wählen?" Aufgrund des Zuges zur Personalisierung wird von einigen Instituten auch versucht, die Sonntagsfrage zu personalisieren, also statt der reinen Parteikürzel Antworten der Art vorzugeben: "Die ÖVP mit Wolfgang Schüssel", "Die SPÖ mit Alfred Gusenbauer" und so weiter.

"Sonntagsfrage zwei"

Wer dann noch "unentschlossen" ist oder "keine Antwort" geben will, bekommt die so genannte "Sonntagsfrage zwei" gestellt. Sie lautet: "Und welche Partei käme am ehesten in Frage?"

Die dritte Standardfrage ist stets: "Können Sie mir für eine wahlstatistische Untersuchung sagen, welche Partei sie bei der letzten Nationalratswahl gewählt haben?"

Die Erfahrung der Meinungsforscher ist, dass hier relativ wenig gelogen wird - und die Zusicherung von Anonymität dazu führt, dass die Antwortbereitschaft steigt.

Mit dieser Antwort werden dann die Rohdaten aus Sonntagsfrage eins und zwei gewichtet - in einer "sauberen", also repräsentativen, Stichprobe müssten ja rund 42 Prozent vertreten sein, die die ÖVP gewählt haben. Dies fließt in die Hochschätzung ebenso ein wie die explizite Erklärung, nicht zur Wahl gehen zu wollen - dies sagt etwa jeder fünfte Befragte (was auch ungefähr der Realität entspricht).

Dennoch gibt es Befragte, die ihre Wahlentscheidung nicht bekannt geben wollen. Hier hilft die Frage nach gewünschten Wahlergebnissen. Wer etwa wünscht, "dass Heinz-Christian Strache ein gutes Ergebnis erzielt und zur meistbeachteten Figur der Wahl wird" braucht sich nicht als FP-Wähler zu bekennen. (Conrad Seidl/DER STANDARD, Printausgabe, 26. September 2006)