Wie die neuen ÖBB-Railjet-Züge aussehen, lässt dieses Modell erkennen. Die Innenausstattung sei noch nicht fix. Mit ihr sollen aber "neue Maßstäbe" gesetzt werden.

Foto: ÖBB/Pippan
Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2008 wird bei der Österreichischen Bundesbahn von der Zwei- auf die Dreiklassengesellschaft umgestellt: Mit den 23 Fernreisezügen der Type Railjet, die die ÖBB-Personenverkehr AG (PV) im Februar bei Siemens geordert hat, wird zwischen der klassischen ersten und zweiten Klasse eine Businessclass eingeschoben.

Wie die drei Ausstattungsstufen nach Vorbild der Economy-, Business- und Premiumclass genau heißen werden, steht laut PV-Vorstand Stefan Wehinger noch nicht fest. Fix sei nur, dass "wir mit der Innenausstattung Maßstäbe setzen werden".

Dazu gehörten in der obersten Premiumklasse Fahrgastinfos über elektronische Terminals (samt Hinweisen für Anschlusszüge und Online-Reservierungsmöglichkeit) und Bordservice direkt zum Sitzplatz. Ein Kinderkino, Behindertenplätze, Kinderwagen- und Gepäckstellplätze runden das Bild ab. Von ursprünglich angekündigten Extras, wie Preisaufschlägen oder Reservierungspflicht für den Railjet, hat die ÖBB bei dem zunächst auf der Strecke Budapest-Wien-München eingesetzten neuen Schnellzug nun doch Abstand genommen. "Es gibt keinen Railjet-Aufschlag", versichert Wehinger, "und wir bleiben bei der Preisgestaltung im ÖBB-Segment." Heißt konkret: plus 66 Prozent Aufschlag für die Businessclass und hundert Prozent für Premium-Service.

Taurus-Lok führt Züge an

Die Investitionskosten für die insgesamt 23, aus je sieben Reisezugwagen bestehende Railjetflotte, die bei der Eisenbahnmesse Innotrans in Berlin erstmals als Modell präsentiert wurden, beziffert Wehinger mit 300 Millionen Euro. Für weitere 40 Züge hat sich die ÖBB eine Option gesichert, sie können zum gleichen Preis bezogen werden. Wehinger geht davon aus, dass diese Option gezogen werde.

An der Spitze der jeweils 185 Meter langen, triebwagenlosen Fernreisezüge befindet sich je eine, ebenfalls aus dem Hause Siemens kommende Taurus-Lok, von der die ÖBB bis dahin rund 400 Stück im Einsatz haben wird. Dadurch fällt nicht nur das aufwändige Wenden weg (die Taurus kann den Railjet mit maximal 230 km/h in eine Richtung ziehen und in die andere schieben), sondern auch das Umspannen an der Grenze. Denn die letzte Tranche mit 120 Lokomotiven besteht, wie berichtet, aus so genannten Dreisystemloks, die auch unter ungarischer, tschechischer und slowenischer Stromspannung fahren können.

Ab dem Jahr 2009 wird der Railjet dann auch zwischen Wien und Zürich unterwegs sein. Angenehmer Nebeneffekt: Die am meisten frequentierte Strecke Wien-Salzburg wird mit dem neuen Zug im Ein-Stunden-Takt befahren werden.

Ob bis dahin auch das Bonus-Programm mit FlyNiki und Air-Berlin auf Schiene ist, bleibt abzuwarten. "Es fehlen nur noch die Unterschriften", sagt Wehinger. Mit FlyNiki oder Air-Berlin ankommende Österreich-Urlauber sollen dann gratis mit der Bahn fahren können, vorausgesetzt, sie kaufen sich eine Vorteilscard.

Neue Güterwagons

In rollendes Material investiert auch der ÖBB-Güterverkehr Rail Cargo Austria (RCA). RCA-Chef Ferdinand Schmidt hat, ebenfalls auf der Innotrans, um 85 Mio. Euro Großraumwagons bestellt. Die Auslieferung der insgesamt 900 Transportfahrzeuge beginnt ab September 2007 und soll 2010 abgeschlossen sein. (Luise Ungerboeck aus Berlin, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.9.2006)