Geld
RZB prognostiziert "heißen Börsesommer"
Wegfall der Zinsspekulationen und weiche Konjunkturlandung erwartet
Wien - Mit einem "heißen Börsesommer" rechnet die Raiffeisen Zentralbank Österreich (RZB) an den internationalen
Aktienmärkten. Anders als in früheren Jahren dürfte in diesem Jahr nach einem schwächlichen ersten Halbjahr über die
Sommermonate eine günstige Börsestimmung herrschen. Seit 1995 verzeichneten die Börsekurse in der heißen Jahreszeit
eine höchstens unterdurchschnittliche Performance, die Sommerquartale 1998 und 1999 waren gar von teils massiven
Kursverlusten gezeichnet.
Heuer sei dagegen mit einem "Comeback des Sommers" zu rechnen, ist der Leiter der RZB-Aktienmarktanalyse, Helge
Rechberger, überzeugt. "Die Aktien kommen aus ihrer Tauchstation heraus, wo sie seit Anfang März waren", erwartet
Chefanalyst Peter Brezinschek. Das RZB-Team sieht den Dow Jones im September bei 11.300 und im Dezember bei
12.300 Punkten (plus 7,2 bzw. 16,7 Prozent), der Nasdaq-Composite-Index sollte bis dahin auf 4.000/4.200 Punkte (plus
2,2/7,4 Prozent) klettern. Der europäische Blue-Chips-Index DJ Euro Stoxx 50 soll bis September/Dezember auf
5.600/5.900 Punkte vorrücken, der deutsche DAX auf 7.600/8.250 Zähler.
Renditeentwicklung in den USA positiv
Folgende Gründe untermauern den Optimismus der RZB: Die Zins- und Renditeentwicklung in den USA soll für einen
Stimmungsumschwung zum Positiven sorgen. Bei der Sitzung der US-Notenbank Fed am 27. und 28. Juni sei keine
Zinserhöhung zu erwarten, sehr wohl dürfte es aber bei der kommenden Sitzung Ende August zu einer Anhebung der
Leitzinsen um 0,25 oder 0,50 Prozentpunkte kommen. Dann sollten die störenden Zinsspekulationen aus dem Markt sein, in
der Konjunktur sollte es zur erwünschten sanften Landung ("soft landing") kommen. Sowohl in den USA als auch in Europa
wird ein zweistelliges Gewinnwachstum der Unternehmen erwartet.
Der Euro sollte nach der derzeitigen Bodenbildung bis zum Jahresende und darüber hinaus wieder steigen. "Das
Sentiment auf den Devisenmärkten hat gedreht", so Brezinschek. Er sieht den Euro gegenüber dem Dollar im vierten
Quartal im Durchschnitt bei 0,98, im nächsten Jahr wieder über der Parität von 1:1. Der Euro wird auch von der Annäherung
der Renditen zwischen Europa und Amerika profitieren, ebenso von der abwartenden Zinspolitik der Europäischen
Zentralbank (EZB).
Einen Unsicherheitsfaktor bei diesem Szenario stellt die künftige Inflationsentwicklung dar, räumte Brezinschek ein. Der
US-Arbeitsmarkt sei bereits ausgetrocknet, derzeit könnten Lohnsteigerungen noch durch Kostensenkungen vor allem
durch den Einsatz neuer Technologien (Internet) hintangehalten werden. (APA)