Das Lesen von Romanen im Internet wird sich nach Einschätzung des Buchwissenschafters Stephan Füssel nicht durchsetzen. "Für die Belletristik stellt das Internet auch auf längere Sicht keine Gefährdung dar", sagte der Professor an der Universität Mainz und Leiter des dortigen Instituts für Buchwissenschaft in einem dpa-Gespräch. Die Erfahrung zeige, dass für den Leser zum entspannenden wie auch zum konzentrierten Lesen das Buch weiterhin viel vergnüglicher und praktikabler sei.

"Eine Landkarte zum Einstecken hat sich längst ebenso wieder durchgesetzt wie das mit Notizen zu versehende Kochbuch neben der Arbeitsplatte in der Küche."

Beim Sachbuch sei inzwischen sogar eine gegenläufige Tendenz festzustellen: Nach der Euphorie der 90er Jahre kehrten die Verlage bei Kochbüchern und Reiseführern von der CD-ROM wieder zum Buch zurück. "Eine Landkarte zum Einstecken hat sich längst ebenso wieder durchgesetzt wie das mit Notizen zu versehende Kochbuch neben der Arbeitsplatte in der Küche."

"In den Naturwissenschaften und in der Medizin werden jetzt schon bis zu 90 Prozent online publiziert"

Dagegen halte die Online-Revolution bei wissenschaftlichen Büchern und Fachbüchern an. "In den Naturwissenschaften und in der Medizin werden jetzt schon bis zu 90 Prozent online publiziert", berichtet Füssel.

Anders als beim Hörbuch ist nach Füssels Einschätzung auch der Markt für Podcasts in der Belletristik begrenzt. "Der Hörbuch-Kunde ist nicht unbedingt der iPod-Kunde. Da gibt es zum einen immer noch einen deutlichen Generationenunterschied in der Mediennutzung, zum anderen stehen die Download-Zeiten bei drei- bis zehnstündigen Lesungen immer noch in keinem vernünftigen Verhältnis", sagte der Wissenschafter. Mit Podcasts - eine Zusammensetzung aus dem englischen Begriff "broadcast" (Rundfunk) und dem mp3-Player iPod - können Nutzer Audiodateien aus dem Internet herunterladen.(APA/dpa)