Der Trend zu gesünderem Leben bedeutet nicht, dass auf jedes Laster verzichtet wird: Für Alkohol, Tabak und Glücksspiel wird immer noch mehr ausgegeben als für Gesundheitspflege wie Arztkosten, Sehbehelfe und Medikamente.

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Wien - Die österreichischen Konsumenten sind derzeit spendabler denn je zuvor: Laut einer Untersuchung der Marktforscher von Regioplan gab ein durchschnittlicher Haushalt im Vorjahr 32.479 Euro aus, um 738 Euro oder 2,3 Prozent mehr als 2004. Das Institut beeilt sich aber gleich zu bemerken: "Dieser gesamtwirtschaftliche Durchschnitt sagt jedoch nichts über die Verteilung der Geldmittel aus, sehr viele Haushalte müssen mit wesentlich weniger auskommen. Die bürgerliche Mitte wird immer dünner."

Am meisten wird im Schnitt für das Wohnen, die Energie sowie Ernährung aufgewändet, es folgen die Ausgaben für Verkehr und Kommunikation. Für den restlichen Konsum und für Freizeitaktivitäten bleiben 41 Prozent des verfügbaren Einkommens übrig. Regioplan, dessen Hauptkunden vor allem Retailbetriebe sind, erläutert dabei: "Der Handel kann sich über die wachsenden Ausgaben nur bedingt freuen: Immer mehr des ausgegebenen Geldes fließt am Einzelhandel vorbei."

Laster vs. Gesundheit

Als Beispiel für den genannten Trend wird von Regioplan die Dienstleistung "kosmetische Behandlungen" angeführt. Dafür gab der Durchschnittshaushalt vor fünf Jahren 58 Euro aus, im Vorjahr bereits 68 Euro. Ein anderer Trend: Rauchen wird offenbar immer weniger "in", für Tabakwaren wurden die Ausgaben um zehn Prozent eingeschränkt.

Der Trend zu gesünderem Leben bedeutet nicht, dass auf jedes Laster verzichtet wird: Für Alkohol, Tabak und Glücksspiel (1560 Euro im Jahr) wird immer noch mehr ausgegeben als für Gesundheitspflege wie Arztkosten, Sehbehelfe und Medikamente (1340 Euro). Erotikartikel sind den Österreichern gleich viel wert wie Sach- und Fachbücher oder die gesamte Zahnpflege - für diese Produkte geben sie pro Jahr je 43 Euro aus. Doch Kultur, Bücher, Bildung und Sport sind den Österreichern immerhin auch noch 1360 Euro pro Jahr wert.

Parallel dazu ist in Österreich der Wunsch nach einer abgesicherten Zukunft deutlich gestiegen: So haben sich die Einlagen allein für Lebens- und Pensionsversicherungen auf 100 Euro im Monat nahezu verdoppelt, so die Studie. Für weitere Spareinlagen geben die Österreicher rund 117 Euro im Monat aus, für Aktien und Fonds noch einmal gut 108 Euro. (szem, APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23./24.9.2006)