Mailand – Der australische Medientycoon Rupert Murdoch will nicht mehr mit Telecom Italia zusammenarbeiten. Er habe die Verhandlungen für die Bildung einer Medienholding abgebrochen, ließ der Medienunternehmer wissen. Angeblich sei zu viel Politik bei dem geplanten Deal im Spiel.

Gespräche zwischen Murdoch und dem zurückgetretenen Präsidenten von Telecom Italia, Marco Tronchetti Provera, waren unter anderem Anlass für den Umbau des ehemaligen Staatsmonopolisten. Das Festnetz und der Mobilfunkanbieter TIM sollten als eigenständiges Unternehmen ausgegliedert und die Gruppe zu einem Breitband- und Internetkonzern umstrukturiert werden. Murdoch sollte dazu die Inhalte wie etwa TV-Programme liefern.

Öffnen für Investoren

Gleichzeitig spielt Murdoch mit dem Gedanken, den Pay-TV-Anbieter Sky Italia aus seinem Konzern News Corporation auszugliedern und für italienische Investoren zu öffnen. "Wir würden uns dann ruhiger fühlen", drückte Murdoch seinen Unmut über die Verflechtung von Politik und Wirtschaft in Rom aus.

In Italien wurde der Fall Telecom zur Staatsaffäre: Diese hat nicht nur dem Präsidenten von Telecom Italia, sondern auch dem Wirtschaftsberater von Regierungschef Romano Prodi, Angelo Rovati, das Amt gekostet.

Rückschlag

Für die italienische Telekomgruppe, die nun vom Wirtschaftsveteranen Guido Rossi geführt wird, bedeutet der Rückzug des potenziellen Partners Murdoch einen herben Rückschlag. Die Alternativlösung zu Murdoch heißt Silvio Berlusconi bzw. dessen Medienkonzern Mediaset. Inzwischen wurden mehrere Telecom-Italia- und Pirelli-Angestellte verhaftet. Sie stehen im Verdacht, mitangehörte Telefongespräche weiterverkauft zu haben. Seit Mai ermitteln die Staatsanwaltschaften in Mailand und Rom gegen einen breit angelegten Abhörskandal, in welchem auch Telecom Italia verwickelt scheint. (tkb, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.9.2006)