Bild nicht mehr verfügbar.

Anleger sollten jetzt einen allgemeinen Risikocheck durchführen, der das Depot, die Liquiditätsversorgung für den Notfall und die Pensionsvorsorge umfasst, meinen Anlageexperten.

Foto: Reuters
Wien - Ein eventuelles Übergewicht bei Aktien leicht zu reduzieren empfiehlt Martin Maier, Geschäftsführer der Allianz Invest KAG: "Wir switchen Rohstoffe gegen Energie und nehmen Gewinne in Osteuropa mit. Dafür werden Zukäufe in Russland, Türkei und in den USA getätigt." Maier bevorzugt defensive Sektoren wie Pharma, Versorger und nicht zyklische Konsumwerte: "Autos, Chemie und Industrieaktien sollte man abbauen." Auch in Großbritannien reduziert die Allianz Invest ihr Engagement.

Martin Maier setzt dafür auf die USA: "Schwindende Inflationsängste und ein moderater Notenbankchef Ben Bernanke, der ein Ende des Zinserhöhungszyklus in Aussicht gestellt hat, unterstützen sowohl Zinsen als auch Aktien." Er rät, generell Positionen bei den aktuell höheren Zinsniveaus in Anleihen aufzubauen: "Wir sind bullish auf US- Zinsen, insbesondere auf US-Mortgages, aber vorsichtig bei Industrieanleihen - dort wird weiter abgebaut."

Risikocheck

Anleger sollten im Herbst einen allgemeinen Risikocheck durchführen, der die Liquiditätsversorgung für den Notfall, die Pensionsvorsorge und das Depot umfasst, meint Andreas Witzani, Geschäftsführer der Volksbanken Kapitalanlage. Dort ist es Ziel, so Witzani, in Aufschwungphasen in den Aktienmärkten möglichst dabei zu sein, sowie in Abschwungphasen in den Rentenmarkt oder den Geldmarkt umzuschichten und somit Kursverluste abzufangen.

"Sinnvoll für den Aufbau eines Depots ist das Multi-Asset-Portfolio: Dabei handelt es sich um einen Fonds mit Absolute-Return-Charakter, der in alle wesentlichen Anlageklassen investiert. Der Risikominimierung wird dabei Vorrang vor Ertragsmaximierung gegeben", erläutert der Volksbanken KAG-Geschäftsführer. Die Volksbanken selbst sind derzeit im pazifischen Raum zulasten der europäischen Märkte übergewichtet.

Gipfel erreicht

Die US-Notenbank Fed hat den Zinsgipfel für Geldmarktanlagen erreicht, erläutert Achim Stranz, Chief Investment Officer bei AXA Investment Managers Deutschland das aktuelle Umfeld: "Die Europäische Zentralbank wird nur noch zwei weitere Schritte machen und die Bank of Japan erhöht die Zinsen langsamer als erwartet." Vor diesem Hintergrund, so Stranz, werden Anleihen mit langer Laufzeit jetzt erstmalig seit längerer Zeit wieder attraktiv: "Anleger sollten die Duration verlängern; bei Unternehmensanleihen und High Yields empfehle sich eine defensivere Position, "denn wir erwarten steigende Ausfallraten", warnt der AXA-Anlageexperte.

Aktien, so Stranz, sind noch attraktiv bewertet: "Die Betonung liegt auf 'noch' - bestehende Positionen sollten gehalten werden, aber mit engen Stopp-Marken versehen werden - für den Fall, dass die wirtschaftliche Abkühlung sich deutlicher als bislang erwartet in den Gewinnen niederschlägt."

Alternativ investieren

Investoren sollten traditionelle Anlagen bei Aktien und Renten reduzieren, rät Frank A. Erhard, Chef der Schweizer Rising Star AG, ein bankenunabhängiges Unternehmen für Alternative Investments: "Eine Abkühlung der US-Konjunktur ist zu erwarten und der Zinserhöhungszyklus ist nicht abgeschlossen. Anleger sollten den US-amerikanischen Markt in jedem Fall untergewichten." Stattdessen sollten Investoren diversifizierte Dach-Hedgefonds als Ersatz für Anleihen und Private-Equity-Fonds, die auf dynamische Wachstumsregionen setzen, kaufen. (Reinhard Krémer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.9.2006)