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Montag präsentiert Patricia Pawlicki

erstmals den viel gescholtenen "Treffpunkt Kultur". DER STANDARD bat sieben Menschen aus der Branche um ihre Wünsche an den "Treffpunkt". Tipps also für die anstehende Reform.

Pawlicki selbst wünscht sich: "Ich freue mich auf lohnende Gespräche mit spannenden Livegästen, eine bunte Themenvielfalt in den Beiträgen und hoffe auf interessierte Zuseherinnen und Zuseher, die sich am Ende des "Treffpunkts" bereits auf den nächsten freuen."

Foto: APA/Hans Leitner/ORF

Eva Simmler, Regisseurin der vom ORF nicht gesendeten Ortstafeldoku "Artikel 7":

"Der ,Treffpunkt Kultur' braucht mindestens doppelte Sendezeit, besser noch wären zwei, drei ,Treffpunkte' pro Woche. Die Berichterstattung sollte sich von der Reproduktion massentauglicher Event- und Präsentationskultur zu einer qualitativen Besprechung zeitgenössischer, kritischer und politischer Projekte entwickeln. Es gilt in einer Sendung mit dem Begriff Kultur im Namen, diese in ihrer Pluralität und Komplexität auch wahrzunehmen: Kulturelle Äußerungen von Minderheiten (aller Art) dürften nicht nur als Nischenprodukte vorgestellt werden. Kulturpolitische Fragen und Perspektiven kritischer Kulturschaffender müssten kontinuierlich behandelt und ernst genommen werden. Mut zu unkonventionellen Inhalten und Gestaltung sowie Vertrauen ins Publikum ohne Quotendruck bleiben zu wünschen übrig."

Foto: michael nemeska,

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Peter Simonischek, Schauspieler:

"Unterhaltsame Kompetenz ohne Flapsigkeit."

Foto: APA/Gindl

Patrick Pulsinger, Musiker, DJ

"1. Mehr Berichte von Veranstaltungen vor Ort statt der inszenierten Berichte und aus den Archiven zusammengeschnipselter Beiträge.
2. Dort hingehen, wo Kunst passiert, statt Künstler zu einem sterilen Stehtischgespräch zu empfangen.
3. Die Moderatoren sollten ruhig mehr Stellung beziehen. Konfrontation ist wichtiger als reine Information.
4. Verstärkt versuchen, auch bei der Musik die Waage zwischen Hochkultur und U-Kultur zu halten. Man sollte versuchen, ausländische Künstler auch aus dem U-Bereich zu Gast in Wien, besser noch, in Österreich live in die Sendung zu bekommen. Das scheint immer nur bei Klassikern zu funktionieren.
5. Meist werden Veranstaltungen massiv beworben, die ohnehin über eine gut funktionierene Promotionabteilung verfügen. Dadurch wirkt die Info im ,Treffpunkt' etwas verstaubt."

Foto: STANDARD/Cremer

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Harald Serafin, Operettenimpresario und Entertainer:

"Ein bisschen früher beginnen, etwas mehr Populäres, ein bissl breiteres Angebot. Aktuelle Fragen gehören gleich kurz diskutiert wie in der politischen Berichterstattung. Es müsste mehr Leben in die Sendung. Kaum geht es um Kultur, wird es sofort todernst. Unfassbar! Dann sitzen sie dort und zermalmen sich die Worte zwischen den Zähnen, dass nicht mal die Pawlicki das verstehen wird können. Kein Charme, kein Witz, keine Unterhaltung. Wer soll da länger zuhören?

In diese Sendung gehört kulturelle Unterhaltung. Dabei spreche ich nicht von mir, aber ich spreche die Sprache des Volkes. Ich habe mich immer daran gehalten, deshalb bin ich immer voll und ausverkauft."

Foto: APA/JINDRICH FOLTIN

Wendelin Schmidt-Dengler, Literatur- und Sprachwissenschafter:

"Mehr Bücher, nach Möglichkeit Streitgespräche, zwei, drei Positionen, weniger Sendungen, in denen man das Gefühl hat, hier sprechen solche, die zu den Hausgöttern des ORF gehören, weniger Mainstream, weniger endlose Gespräche mit Frauen und Männern der ,Szene' auf stillosen Hockern."

Foto: STANDARD/Urban

Thomas Keul, Herausgeber der Zeitungen "Volltext" (Literatur) und "TBA" (Musik):

"Mit der Reform von ,Treffpunkt Kultur' verbinde ich keine großen Erwartungen. Vielleicht wird's um die Bohne besser, vielleicht auch nicht. Was wünschenswert wäre? Dass der öffentlich-rechtlich Rundfunk im Kulturbereich zu den Privatsendern aufschließt und ähnlich wagemutige Formate zulässt, wie Alexander Kluge sie seit bald zwanzig Jahren für die Privaten in Deutschland produziert. Zeit wär's."

Foto: STANDARD/Corn

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Alf Poier, Extremkabarettist:

"Ich wünsche mir vom neuen ,Treffpunkt', dass er voll lässig wird, dass immer leiwande Sachen zu sehen sind und dass es ursuper wird. Es sollte eine megageile Show sein, wo man merkt, daß alle voll was drauf haben. So richtig urgut halt, und voll zum Reinkippen. Was nicht vorkommen sollte, sind so Kunstsachen und so was, weil das interessiert eh niemand." (Doris Priesching/ DER STANDARD; Printausgabe, 16./17.9.2006)

Foto: APA/ORF/Leitner