Foto: Robert Barry

Wien – Robert Barry, eine der wichtigsten Protagonisten amerikanischer Konzeptkunst, nutzt das sanfte Nachmittagslicht: Für den gut fünf Meter hohen "Kuppelraum" in der neuen Örtlichkeit von Galeristin Silvia Steinek in der Eschenbachgase 4 hat der 1936 in New York geborene Künstler eine in situ-Installation geschaffen. In grünen Folienbuchstaben ist das Wort "Desire" auf das Fenster der Galerie montiert und wirft zum Teil grüne Reflektionen auf den Boden und auf die mit Silberfolie aufgeklebten Wörter auf der Wand im Inneren. "Personal", "unknown", "suggest", "real"...

Immer neue Fotos aus den unterschiedlichsten Perspektiven schießt der ruhig und bedächtig wirkende Barry mit seiner Digitalkamera. Die Veränderung des Lichts, die Reflektionen, das Überlagern fasziniert ihn, verrät er. Und dass die Arbeit temporär ist: "Sie wird geboren, lebt, verändert sich und dann stirbt sie auch wieder." Schon allein – und das sei die konzeptuelle Komponente - durch die Veränderung und das Verschwinden würde aus etwas Materiellem etwas Immaterielles.

"Ich schreibe keine Poesie"

Am Text selbst ist Barry, der in frühen Arbeiten der 60er und 70er mit noch flüchtigeren, immateriellen Dingen wie Gasen oder Ultraschall gearbeitet hat, gar nicht so interessiert: Meine primäre Motivation ist es, mit der Architektur, dem Licht und der Situation zu arbeiten. "Ich schreibe keine Poesie, keinen Text. Ich benutze Worte."

Auch in den Videoarbeiten, die im hinteren Raum des ehemaligen Teppichgeschäfts, gezeigt werden, legen sich Wörter über Bilder. "Coming Over" zeigt die Reflektionen im Zugfenster einer von Barry oft zurückgelegten Reise zwischen Brüssel und Paris. Darüber Wörter, die ihre Farbe fast unmerklich verändern. Ab und an taucht ein neues Wort auf.

"Ich mag meine alten Arbeiten"

Auf die Frage, was sich in seiner Arbeit in den letzten vierzig Jahren verändert habe, mag Barry nicht so recht konkret werden. Es seien immer noch die gleichen Themen – das Vorübergehende, sich Verändernde, Licht, Sicht- und Unsichtarkeit. Verändern würde sich die Situation und Umgebung und damit sein Zugang. "Ich mag meine alten Arbeiten, aber ich habe wenig Bezug zu der Person, die sie gemacht hat. Eine jüngere, abenteuerliche die sich nicht viel kümmerte und experimenteller war."

So wie Robert Barry das Abenteuer - auch sehr offensichtlich - aufgegeben hat, hat sich Silvia Steinek in ein neues gewagt. Jedoch ein absehbares. Haben doch die unweit gelegenen Galerien von Meyer & Kainer, Krobath /Wimmer und Martin Janda das Terrain gut belebt. Auch die Galerie Mezzanin richtet sich hier gerade an der Ecke zum Getreidemarkt neu ein.

Steineks Räume an der Adresse Himmelpfortgasse 22, die nach 24 Jahren zu klein geworden sind, werden nun ausschließlich als Kunsthandel von ihrem Vater weiterbetrieben. Mit dem Umzug kamen auch neue Künstler hinzu: Katarzyna Kozyra etwa, Gina Pane und Patricia Piccini. Ein größeres Abenteuer scheint da schon das neue digitale Kunstlager im gemütlichen Hinterzimmer zu sein. Ein Zugeständnis an die Zeit und ständige Platzprobleme. Zum "Schätze" hervorholen, braucht es dann nur noch einen Mausklick. (Anne Katrin Feßler/ Langfassung einer Kritik, erschienen in DER STANDARD, Printausgabe, 15.9.2006)