Wien - Franz Vranitzky ist zornig. "Gehen Sie auch den Vorwürfen nach, dass der Herr Flöttl Milliarden versenkt hat?", und fügt hinzu: "denen gegenüber das Beratungsentgelt ein Stecknadelkopf ist".

Dass Wolfgang Flöttl junior "unter Druck oder Befehlsgewalt" von Bawag-Chef Helmut Elsner gestanden sei und auf dessen Anordnung ihm Geld zukommen habe lassen, ist für Vranitzky eine "Absurdität", wie er im Gespräch mit dem Standard, nun schon etwas ruhiger, festhält. "Ich wüsste nicht, warum der Herr Elsner mir Bargeld zukommen lassen sollte. Ich bin nicht bedürftig." In einer Großbank sei es nicht vertretbar, einer Privatperson einfach so Geld zukommen zu lassen.

Vranitzky beharrt darauf, von Flöttl einen Beratungsauftrag bekommen zu haben. "Ich habe ihm das nicht angeboten, Flöttl ist zu mir gekommen." Dass Flöttl jetzt behauptet, es habe gar keine Beratung gegeben, und er habe Vranitzky ohne Gegenleistung und auf Anordnung von Elsner eine Million Schilling gezahlt, kann sich der Alt-Kanzler nicht erklären. "Flöttl ist Beschuldigter in einem Untersuchungsverfahren. Vielleicht raten ihm seine Anwälte, dass er jetzt so viel als möglich Geschichten erzählt und dass ihm das dann in der Hauptverhandlung hilft."

Vranitzky weist darauf hin, dass Flöttl selbst darauf besteht, nie etwas von Parteienfinanzierung gesagt zu haben. Dennoch wurde eine Diskussion über eine angebliche Parteienfinanzierung vom Zaun gebrochen – für innenpolitische Zwecke, wie Vranitzky sagt. "Man mache sich seinen Reim darauf."

Vranitzky: "Herr Flöttl verursacht hier möglicherweise einen politischen Schaden, für den er nie geradezustehen hat." Sorgen macht sich Vranitzky keine: "Wenn jetzt spekuliert wird, dass das für die SPÖ negative Auswirkungen hat, gibt es auch viele Anzeichen, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Manche werden auch sagen: 'So wollen wir in einem Wahlkampf nicht hinters Licht geführt werden.'"

Der Investmentbanker Flöttl sei ein "Beschuldigter, der in einem Rechtsverfahren wild um sich schlägt". Das könne nicht die Wahl entscheiden, hofft Vranitzky: "Da gibt es mit Sicherheit genug Wähler, die sagen 'so wollen wir die nächsten vier Jahre in Österreich nicht entschieden haben'." (Michael Völker/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.9.2006)