Rom - Der Aufsichtsrat der Mailänder Börse überprüft heute, Donnerstag, einen Plan für eine Allianz mit der Vier-Länderbörse Euronext und der Deutschen Börse. Das Projekt wurde vom Chef der Mailänder Börse, Massimo Capuano, und dem Geschäftsführer der Deutschen Börse, Reto Francioni, verfasst.

Mailand und Frankfurt wollen eine operative Autonomie auf lokaler Ebene beibehalten. Gleichzeitig sollen die Bereiche nachbörslicher Handel, Abwicklung und Verrechnung vom Börsenhandel getrennt und einer eigenen Holding untergeordnet werden, berichteten italienische Medien. Ziel sei es, mittels eines Projektes für die Branche Synergien zu schaffen und Kosten zu senken, heißt es in Mailand.

Entscheidung bis Oktober

Um den Weg zur Fusion zu ebnen, führt Börsenchef Capuano Gespräche mit Euronext-Chef Jean-Francois Théodore. Die Italiener hoffen darauf, dass die anderen Börsenbetreiber in Europa bis Oktober über eine mögliche pan-europäische Branchenlösung entscheiden. "September oder Oktober müssen die verschiedenen Börsen Europas klarstellen, welchen Weg sie gehen wollen", sagte Angelo Tantazzi, Verwaltungsratschef der Mailänder Börse.

Mit Euronext betreibt die italienische Börse bereits gemeinsam die Handelsplattform für Anleihen MTS. "Die Rahmenbedingungen ändern sich schnell. Wir sehen zahlreiche Versuche für Kooperation und Übernahmen", meint Capuano. Ein föderales Modell biete aber die beste Möglichkeit einer künftigen Zusammenarbeit.

Wert der Börse

Der Wert der "Borsa Italia" rangiert zwischen 800 Mio. und 1,3 Mrd. Euro. Die italienische Börse, im vergangenen Jahr mit 282 Titeln auf dem Kurszettel, meldet eine Marktkapitalisierung von 677 Mrd. Euro und einem durchschnittlichen täglichen Handelsvolumen von 190.000 Kontrakten. Mit einem Umsatz von 3,7 Mrd. Euro zählt sie zu den mittelgroßen europäischen Börsen. Zusammen mit Euronext hat die Borsa Italiana den Markt für den Großhandel mit italienischen Staatsanleihen MTS übernommen. (APA)