Dies und andere Gewalttätigkeiten gegen Angehörige der ungarischen Volksgruppe in der Slowakei wurden weithin in den Zusammenhang mit der jüngsten Regierungsbildung in Bratislava gestellt. Nach den Parlamentswahlen im Juni holte der neue Regierungschef, der Linkspopulist Robert Fico, die Slowakische Nationalpartei (SNP) ins Kabinett. Angeführt wird diese Partei vom Rechtsextremisten Ján Slota, der für seine verbalen Ausfälle gegen Ungarn und Roma berüchtigt ist.
Verfahren eingestellt
Die Täter von Nitra wurden nicht ausgeforscht. Seit Dienstag aber ist laut Fico und Innenminister Robert Kalinák ohnehin alles ganz anders gewesen. Die Studentin habe ein durch Prüfungsangst hervorgerufenes Nasenbluten zum Skinhead-Überfall hochgespielt, behaupteten die zwei Politiker. Dafür gebe es "zahlreiche Beweise", zudem habe sich die junge Frau bei Polizeibefragungen in Widersprüche verstrickt. Deshalb sei das Verfahren eingestellt worden.
"Ich habe nur die Wahrheit gesagt", wehrte sich Hedvig M. am Mittwoch in einem Interview mit der in Bratislava erscheinenden ungarischsprachigen Tageszeitung Új Szó. Die Polizei habe enormen Druck auf sie ausgeübt, ihre Aussagen zurückzuziehen.
Új Szó und ungarische Web-Portale veröffentlichten Fotos von ihr, die kurz nach der Tat entstanden waren. Sie zeigen unter anderem eine blutunterlaufene Quetschung unter dem linken Auge, die nicht zur amtlichen Version "stressbedingtes Nasenbluten" passt.
Spitzenvertreter der slowakischen Ungarn-Partei SMK und M.'s Anwalt Gábor Gál weisen darauf hin, dass ein Amtsarzt die Studentin erst zehn Tage nach dem Zwischenfall untersucht hat - als die Anschwellungen bereits wieder verschwunden waren.