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Gertrude Aubauer (55) liefert bei dieser Wahl den Promi-Faktor für die ÖVP

Foto: REUTERS/Leonhard Foeger
Eines muss Gertraude Aubauer nicht üben: beim Sprechen direkt in die Kamera zu blicken, ohne dabei komisch auszuschauen. Gleich bei ihrer Präsentation wandte sie sich strahlend an ihre Zuseher daheim vor den Bildschirmen, die nun potenzielle Wähler sind - gelernt ist eben gelernt.

Nimmt man ihre Moderationen und Beiträge für die ORF-Sendung "Hohes Haus" als Maß, dann hat sich die ÖVP eine mit Sicherheit professionelle, wenn auch etwas altmodische Frau vom Fach für diese Wahl eingekauft.

Ihr Zugang zur Politik ist einer, der nicht allzu wehtun soll. Man mag das öffentlich-rechtliche Berichterstattung in ihrer vollendeten Ausprägung nennen, man kann es aber auch als anekdotenverliebte Hofberichterstattung sehen. "Possen, Pannen, Pointen" lautet der Titel eines der zwei Bücher, die sie geschrieben hat. Dort, genauso wie in ihrer wöchentlichen Kolumne in der Kronen Zeitung "Hohes Haus von innen", lieferte die 55-Jährige den Lesern den nur vermeintlich entlarvenden Blick hinter die Kulissen. Sie passte damit perfekt ins politische Konzept der Boulevardzeitung: Im Vorhof der Macht, aber ohne Blick für den Hinterhof. "Von der Krone ins Parlament", titelte das Blatt am Dienstag stolz - allein damit dürfte sich der Personalfang für Wolfgang Schüssel schon gelohnt haben.

"Bin immer seriös"

Aubauer wird jedenfalls keine Quereinsteigerin sein, die in Schwierigkeiten gerät, wenn es um persönliche Grenzüberschreitungen im politischen Betrieb geht - Stichwort Klubzwang. "Ich traue dem Kanzler zu, dass er das Land führt", meint sie huldvoll. Auf die Frage, ob sich die ÖVP Sorgen machen muss, nun einen weiblichen Wallraff in ihren Reihen zu haben, antwortet sie: "Nein, ich bin immer seriös."

Aubauer stammt aus bescheidenen Verhältnissen. Ihr Vater war Lagerarbeiter, die Mutter Hausfrau. Über Politik wurde zu Hause, zuerst in Gänserndorf, dann in Wien, wenig gesprochen, man kämpfte um den gesellschaftlichen Aufstieg. Dieser gelang: Die Tochter ging zur Mittelschule, studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und verwirklichte sich ihren Lebenstraum: Journalistin zu sein. Ab 1975 arbeitete sie beim "Aktuellen Dienst" im ORF-Radio, 1980 wechselte sie zur "Zeit im Bild". Ein Jahr danach trat sie der SPÖ bei. Im Wendejahr 2000 trat sie wieder aus.

Aubauer bezeichnet sich selbst als klassische Wechselwählerin, vor Schüssel faszinierte sie die Blaue Susanne Riess-Passer: "Eine tolle Frau." Heute sieht sich die seit dreißig Jahren mit einem AUA-Piloten Verheiratete als echte "Christlich-Soziale" und ist stolz darauf, dass sie mit ihrem 21-jährigen Sohn, der Wirtschaft studiert, politisch "sehr oft einer Meinung ist".

Ihre ÖVP-Mitgliedschaft ist übrigens schon beantragt. (Barbara Tóth/DER STANDARD; Printausgabe, 13.9.2006)