Hamburg - Der in der afghanischen Regierung für den Kampf gegen Drogen zuständige Vize-Innenminister Mohammad Daud ist offenbar selbst in den Drogenhandel verstrickt. Wie das Hamburger Magazin "stern" in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtet, wurde bei Razzien sichergestelltes Heroin nach Angaben von Zeugen im Auftrag von General Daud systematisch weiterverkauft.

Zudem belegt ein Dokument, so der "stern", dass Daud einen Kommandanten im Norden Afghanistans handschriftlich angewiesen hat, sichergestellte Drogen "an die Kollegen" zu verteilen. Deutsche Sicherheitsbehörden wissen laut "stern" von der Verwicklung des stellvertretenden Innenministers. In diesem Zusammenhang wurde der Plan, General Daud einen deutschen Berater an die Seite zu stellen, im Innenministerium als "politisch untragbar" abgelehnt.

Um Daud zu schützen, sei dessen Name Ende 2004 von "einer streng geheimen Liste mit den Namen der 14 größten Drogenbosse in Afghanistan" gestrichen worden, sagt ein Drogenexperte dem "stern". Ebenfalls gestrichen sei der Name von Ahmed Wali Karzai, einem Bruder von Präsident Hamid Karzai. Diese Streichungen erfolgten nach "stern"-Angaben in Abstimmung zwischen Präsident Karzai und der US-Regierung.

Weiters kritisieren in dem "stern"-Bericht britische und US-Rauschgiftexperten das Verhalten der deutschen Bundeswehr in den Opium-Anbaugebieten im Norden Afghanistans. Deutsche Drogenfahnder dürften in Afghanistan auf Anordnung aus Berlin nicht operativ tätig werden, berichtet der "stern" weiter. Dabei unterstütze die Drogenmafia die Eskalation der Gewalt in Afghanistan. (APA)