Rom - Ein Fernsehauftritt des skandalumwitterten Ex-Sportdirektors von Juventus Turin, Luciano Moggi, der wegen seiner Verwicklung in die italienische Manipulationsaffäre zu einer fünfjährigen Berufssperre verurteilt worden ist, hat in Italien für einen Eklat gesorgt und spaltet sogar die Regierung. Der 68-jährige Manager, der als Drahtzieher im ausgedehnten Schiedsrichterskandal gilt, ist am Sonntag im Rahmen des populären, vom Staatssender RAI ausgestrahlten Sportprogramms "Quelli del calcio" gemeinsam mit Justizminister Clemente Mastella aufgetreten. Der Minister erklärte sich mit Moggi solidarisch.

Moggi kommentierte nicht nur die Spiele des ersten italienischen Meisterschaftstags. Er beteuerte auch seine Unschuld und erklärte sich als Opfer eines Komplotts, mit dem andere Vereine seine Klub Juventus von der Meisterschaft verbannen wollten. "Die Leute haben begriffen, dass ich nichts Böses getan habe. Ich habe nur gearbeitet, um Juventus vor dem Komplott anderer Klubs zu verteidigen", sagte Moggi. In Italien gebe es keine "Fußball-Mafia" und auch kein "System Moggi", sagte der Manager.

Justizminister hinter Moggi

Rückendeckung erhielt Moggi von Justizminister Clemente Mastella, der im Rahmen der Sendung interviewt wurde. "Ich leugne nicht meine Freundschaft zu Moggi", sagte Mastella. Er kritisierte das Urteil des Berufungsgerichts des italienischen Fußballverbandes, das Juve zum Zwangsabstieg in die Serie B verurteilt hat. "Ich halte es für eine Ungerechtigkeit, dass Juve zu einer Art lebenslänglicher Fußballstrafe verurteilt worden ist", meinte Mastella, der ein Juve-Fan ist.

Die Worte des Justizministers sorgten für Aufruhr. Sportministerin Giovanna Melandri kritisierte ihren Regierungskollegen. "Mastella hat einen großen Fehler begangen. Ein Minister darf das Urteil eines Prozesses nicht kommentieren. Er darf einfach nicht als Tifoso reden", meinte Melandri. Sie kritisierte auch, dass Moggi während des Sportprogramms frei und ohne Einwände eines Journalisten frei sprechen durfte.

Fünf vorgeworfene Straftaten

Als mutmaßlichem Drahtzieher werden Moggi mittlerweile fünf Straftaten vorgeworfen: Gründung einer kriminellen Vereinigung, Sportbetrug, Veruntreuung, Nötigung und Freiheitsentzug. Deswegen wurde er zu einer fünfjährigen Berufssperre verurteilt, gegen die er bei einem römischen Zivilgericht Einspruch eingereicht hat.

Auch der Fussballverband um den kommissarischen Präsidenten Guido Rossi zeigte sich empört. Moggis Auftritt sei unangebracht, die Worte des Justizministers äußerst verwerflich. Moggi sei eine Person, die das Ansehen des italienischen Fußballs im Ausland ruiniert habe, hieß von Seiten des Verbandes.(APA)