Mögen die Spiele beginnen

Microsoft hat, wie berichtet, am Mittwoch den ersten Release Candidate seines kommenden Betriebssystems Windows Vista veröffentlicht.
Der Startermin im November (für Unternehmen) wackelt zumindest in Europa wieder etwas, da sich der Softwarekonzern hier erst mit den Kartellbehörden anlegen will - siehe Artikel Microsoft droht EU-Kommission mit Vista-Verschiebung, für den Rest der Welt könnte mit dem RC1 die letzte große Hürde genommen worden sein.

Screenshot: sum

Auf die Optik kommt es an

Was schon seit der ersten Ankündigung von Windows Vista bekannt ist, und auch schon seit den ersten Screenshot Evident, ist die Tatsache, dass eine neue grafische Oberfläche Einzug gehalten hat. Die bekannte Sidebar soll es den AnwenderInnen ermöglichen, den Desktop nach ihren Präferenzen und ihrem Geschmack zu füllen.
Auch die "Aero Glas"-Effekte sind hier gut zu erkennen. Die Leisten der Anwendungen sind durchsichtig und sollen so nicht nur besser aussehen, sondern auch wesentlich mehr Übersicht ermöglichen.

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Der Klassiker

Die Optik des Windows-Desktops kann auch weiterhin über die Systemsteuerung angepasst werden. Neben zusätzlichen Symbolen und Sounds für verspielte AnwenderInnen, gibt es für Puristen die Möglichkeit die Taskleiste wieder im klassischen Stil erscheinen zu lassen.

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Mehr Sicherheit

Seit einigen Jahren ist Microsofts zentrales Thema die Sicherheit. Nun soll mit Windows Vista nicht nur eine sicherere Codebasis vorhanden sein, auch die AnwenderInnen sollen mehr Möglichkeiten bekommen. Über das Sicherheitscenter lassen sich alle Einstellungen vornehmen.
Der Bezahldienst "OneCare", der in den USA bereits gestartet ist, soll nun auch Anti-Virensoftware aus Redmond auf die Rechner bringen, sehr zum Unmut der etablierten Firmen.

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Im Paket mit Windows Vista

wird der neue Internet Explorer 7 ausgeliefert. Der Browser kann nun endlich mit Tabs umgehen und RSS-Feeds anzeigen. Da Menü und Symbolleiste etwas versteckt sind, bietet das Browserfenster mehr Platz für den Inhalt der Webseiten. Wie sich gezeigt hat, unterstützt der IE 7 Domain-Namen mit internationalen Schriftzeichen und kann endlich auch URLs mit Sonderzeichen anzeigen. So genannte Quick Tabs zeigen von jeden Tab ein Thumbnail an, so dass die Orientierung erheblich leichter fällt. Auch lassen sich mehrere Tabs zu einer Gruppe zusammenfassen, die sich auch als Bookmark speichern lässt. Beim Anwählen des Lesezeichens öffnet der IE dann alle zu dieser Gruppe gehörenden Web-Seiten.
Auch beim IE 7 gibt es mehr Sicherheit: Neben einem Popup-Blocker wurde ein Phishing-Filter al sfixer Bestandteil in den Browser integriert. Auch ActiveX-Steuerelementen werden nicht automatisch angezeigt, sondern erst nach ausdrücklicher Erlaubnis durch die AnwenderInnen. Windows Vista bietet einen geschützten Betriebsmodus des Internet Explorers an, in dem der IE keine Dateien oder Einstellungen des Systems verändern kann.

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Wer eine DirectX-9-fähige Grafikkarte

sein Eigen nennt, kann sich mit der Funktion "Flip3D" Dialogfenster dreidimensional darstellen lassen. Diese nette Spielerei mag zwar was für die Augen sein, bringt aber in der Praxis keine wesentlichen Vorzüge.

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Das Innenleben der Zukunft

Hier ein kleiner Blick in die Innereien von Windows Vista.

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Die Systemsteuerung

Dieser Punkt könnte schnell unter "Altbewährtes aufpoliert" subsummiert werden. Die Systemsteuerung ist bei Windows Vista über das Begrüßungscenter und das Programmmenü erreichbar. Alle Einstellungsfunktionen sind übersichtlich in einzelne Rubriken gruppiert, so soll sich das gewünschte Modul schneller finden lassen.

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Vista Media Center

AnwenderInnen von Vista Home Premium oder Ultimate erhalten über das überarbeitete Media Center Zugriff auf verschiedene Unterhaltungs- und Multimediafunktionalitäten: Von Musik über Bilder, Internetradio, Filme und TV bis zu aufgenommenen Filmen - die Steuerung erfolgt bequem über diese Oberfläche. Das Tool unterstützt HD TV und HD DVD und Breitbild-Bildschirme. Zudem wurde die Zusammenarbeit mit der Extender-Funktion der Xbox 360 integriert. Das Ergebnis ist ein Home-Mediacenter inklusive Streaming-Server.

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Ein neues Feature

steckt in der Windows Fotogalerie. Diese unterstützt das einfache Übertragen von Bilddateien von einer digitalen Kamera zum PC. In diesem Tool finden sich auch einige kleine Bearbeitungsfunktionen: Bildzuschnitt ist möglich, ebenso lassen sich Belichtung und Farbeigenschaften verändern und rote Augen entfernen.

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Dateien bequemer übertragen und synchronisieren

Mit der neuen Funktion "Windows Easy Transfer" soll Übertragen von Daten zwischen zwei Rechnern oder zwischen PC und PDA verbessert und erleichtert worden sein. Je nach Zielgerät werden die folgenden Informationen synchronisiert: Benutzerkonten, Ordner, Dateien, Konfigurationsdateien, Favoriten, E-Mailkonten, Kontakte und Nachrichten.

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Benutzerverwaltung

In Windows Vista wurde auch die Verwaltung von Benutzerkonten überarbeitet: Das Hinzufügen und Entfernen von Anwendungen, sowie das Ausführen von Verwaltungsaufgaben erfordert Administratorrechte. Neu ist, dass einige nicht kritische oder sensible Funkionen aber nun auch ohne Administratorrechte ausgeführt werden können. So etwa Zeit und Datum - weswegen es nun auch im Privatbereich mehr Konten mit beschränkten Rechten geben sollte.

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ReadyBoost

Auch bekannte als "SuperFetch" ist eine Funktion in Windows Vista, die es ermöglicht sein System über einen USB-Stick zu "beschleunigen". Das System greift dann auf den Speicherstick zu und nutzt dessen freie Kapazitäten um Anwendungen stabiler und schneller ablaufen zu lassen, was vor allem bei älteren Systemen ein interessantes Feature zu sein scheint.

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Wer suchet, der findet

Windows Vista erlaubt es seinen AnwenderInnen nun überall zu suchen und auch zu finden. Die integrierte Suche gilt für viele BetatesterInnen als besonders nützliches neues Feature - allerdings bieten auch Drittanbieter seit geraumer Zeit sehr gute Lösungen in diesem Bereich an.

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Die "Eigenheiten"

Nach dem Motto "Es ist nicht alles Gold, was glänzt", finden sich bei Windows Vista einige - sagen wir einmal - nicht so gut gelöste Funktionen. So scheinen die EntwicklerInnen bei einigen Anwendungen so sehr auf Neuerungen und Funktionen geachtet zu haben, dass etwas wesentliches vergessen wurde - das User-Interface. Einige Anwendungen sind nicht sehr schlüssig aufgebaut und sorgen so für Verwirrung.
Hier ist etwa der "Back-Button" verschwunden - oder vielleicht auch nicht, denn er könnte ja auch Lins oben zu finden sein, aber was macht er da?

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Ein unendlicher Quell des Leids

war und ist die User Account Control (UAC). Zwar ist dieses Feature wirklich um einiges weniger störend, als es noch in der zweiten Beta von Windwos Vista war, doch es nervt noch immer. Wer als Administrator an seinem Rechner sitzt, bekommt noch immer ein kleines Feuerwerk an Pop-Ups geliefert. Und das kann ganz schön auf die Nerven gehen.

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Fazit

Windows Vista ist nicht perfekt - aber welche Software ist das schon? Im Gegensatz zu Windows XP bietet das neuen Betriebssystem zahlreiche Verbesserungen in einigen Bereichen. Eine echte Killerapplikation, die einen sofortigen Umstieg notwendig machen würde, findet sich dennoch nicht. Viele Funktionen sind bereits durch das Service Pack 2 in Windows XP eingeflossen, andere bieten Drittanbieter schon länger an; und doch, für viele AnwenderInnen, die sich nicht die Zeit nehmen wollen oder können nach Alternativen zu suchen, wird Windows Vista einige Erleichterungen bringen. Durch das Inkludieren neuer Technologien wird aber auch die Gefahr neuer kartellrechtlicher Streitereien größer - aber hier muss man sehen was der Mitbewerb sich überlegt.
Im Netz findet sich eine breite Palette an Meinungen zum Thema: für die Einen bedeutet Windows Vista wesentliche Fortschritte, für anderen nur einen Schritt in die richtige Richtung und manche sehen es als das Ende der klassischen Windows-Linie an, da sich in Zukunft mehr ändern muss. Für Paul Thurrott ist "Windows Vista ein beeindruckendes Stück Arbeit. Aber der Teufel liegt im Detail, und, lassen Sie es mich so formulieren, Microsoft war nie sehr gut was Konsequenz betrifft und es ist nur ein schmaler Grad der etwas sehr Brauchbares von etwas Wunderbarem trennt. Windows Vista RC1 ist ein sehr brauchbares Upgrade von Windows XP. Lasst uns sehen, ob ihr es noch besser könnt".(grex)

Screenshot: Microsoft