Auch österreichweit stellt das Wiener Biomasse-Kraftwerk alle bestehenden Anlagen in den Schatten. Im Vollbetrieb will man mit einer Leistung von 62 Megawatt (MW) rund 48.000 Haushalte mit Strom und 11.000 mit Wärme versorgen und gleichzeitig jährlich 144.000 Tonnen an Kohlendioxid-Emissionen einsparen. Der Energie-Nutzungsgrad soll 80 Prozent betragen. Der Spatenstich für den Bau erfolgte im April 2005. Im Hinblick auf die Ökostromförderung kündigte man damals eine Inbetriebnahme im Juni 2006 an.
Pro Jahr werden künftig auf dem Gelände des Kraftwerks Simmering bis zu 600.000 Schüttraummeter (das sind 200.000 Tonnen) Waldhackgut und Rinde verbrannt. Die Versorgung ist durch einen langjährigen Liefervertrag mit den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf) abgesichert. Laut Wien-Energie gibt es zwar in Skandinavien noch größere Anlagen - doch die verbrennen nicht Holz, sondern Torf.
Zur Bewältigung der logistischen Herausforderung bei der Bearbeitung und Anlieferung der Biomasse ist der Wiener Hafen eingebunden: Auf einem Grundstück am Alberner Hafen haben die Bundesforste einen Hackplatz zur Aufbereitung der angelieferten Holzmengen eingerichtet. Diese können sowohl per Schiff, Bahn oder auch mit dem Lkw angeliefert werden. Der Rechnungshof hat allerdings kürzlich kritisiert, dass in Wirklichkeit vor allem auf den Transport per Lastwagen gesetzt wird.
Der Bau des Kraftwerks, an dem Wienstrom, Fernwärme Wien und die Bundesforste AG je ein Drittel halten, ist Teil einer Vereinbarung, die zwischen SPÖ und Grünen nach der Gemeinderatswahl 2001 abgeschlossen wurde. Ein weiteres dieser rot-grünen Projekte ist die Errichtung einer Biogas-Anlage. Diese soll 2007 neben der neuen Müllverbrennungsanlage in Betrieb gehen.