Wien – Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP) habe weder Interesse, das von der Schließung bedrohte Depot unterstützen zu wollen, noch störe ihn das Ende des Orpheus Trust. Zu diesem Eindruck gelangte der grüne Gemeinderat Marco Schreuder in der Sitzung des Kulturausschusses: Mailath habe die Verantwortung auf den Bund (und die Länder) geschoben.

Mailath beteuert gegenüber dem STANDARD, er habe sich sehr für den Orpheus Trust eingesetzt. Da die Erhaltung des Vereins aber eine österreichische Frage ist, sei auch die Finanzierung primär eine Aufgabe des Bundes – und der anderen Bundesländer. Er hätte aber nur abschlägige Antworten erhalten. Mehr als 73.000 Euro könne er nicht geben.

Schreuder kontert: "Natürlich hat die Bundesregierung ihre kulturpolitische Verantwortung nicht wahrgenommen. Aber es ist und bleibt auch eine kulturpolitische Entscheidung des Stadtrats, ob er in solchen Fällen Schließungen in Kauf nehmen will – oder nicht. Seitens der Stadt wurde Geld investiert. Bei Schließungen wäre das allerdings keine besonders nachhaltige Förderung. Initiativen wie das Depot oder der Orpheus Trust sind in Wien zuhause, einzigartig und unwiederbringlich."

Bezüglich des Depots wiederholte Mailath, dass der Diskursort eine "Initiative des Bundes" sei. (Was nicht ganz stimmt: Stella Rollig gründete als Bundeskunstkuratorin das Depot vor zwölf Jahren ohne Auftrag des Bundes.) Er will aber eine Nachtragsförderung von 15.000 oder sogar 30.000 Euro gewähren. (trenk/ DER STANDARD, Printausgabe, 8.9.2006)