Mussten sich 2005 die Weinbauern mit rund 72 Mio. kg Trauben zufrieden geben – schuld war der extreme Wassermangel in Kombination mit den ungewöhnlich hohen Temperaturen – verspricht 2006 wieder eine normale Ernte zu werden. Die Bauern dürfen auf rund 100 Mio. kg Trauben hoffen, was im langjährigen Durchschnitt liegt. Und das bei guter bis ausgezeichneter Qualität. Einerseits gab es genug Niederschlag (450 mm, gleichmäßig verteilt), andererseits führten die für Jerez und Umgebung teilweise niederen Temperaturen dazu, dass die Trauben langsam reifen konnten und im Vergleich zu anderen Jahren auch relativ hohe Säurewerte (um die 4) aufweisen. Für Schrecken sorgte kurz der am 17. August auftretende Platzregen (bis zu 30 Liter innerhalb von 2 Stunden in Sanlúcar – so stand man z. B. in der Fußgängerzone knöcheltief im Wasser), der letztlich durch das sofort nachfolgende, warme und trockene Wetter allerdings nur zu einer zeitlichen Verzögerung führte.

Die Ernte begann am 21. August und setzte letzte Woche voll ein (vorher wurden nur Trauben für die sogenannten Vino Jovenes eingebracht), mit Werten ab 11° Baumé, die allerdings in den letzten Tagen in Teilbereichen auf 12,5° und mehr stiegen. Die Traubenpreise sind heuer mit rund 35 Cent fixiert (plus etwaigen Qualitätszuschlägen – nicht so schlecht, wenn man sich die aktuellen Notierungen in Österreich vor Augen hält). Das Gros der Lese erfolgt nach wie vor manuell, wobei bei Neupflanzungen die Tendenz zur maschinengerechten Auspflanzung festzustellen ist. Je nach Quelle spricht man von rund 15 bis 20 % maschineller Ernte.

Ziemlich zeitgleich begann in Montilla-Moriles die Lese der Pedro Ximénez Trauben, allerdings mit Werten ab 13,5° Baumé aufwärts. Hier wird sich die Menge aufgrund der extremen Hitze im Sommer allerdings auf dem niedrigem Vorjahresniveau bewegen. (Klaus Hackl)

>>> Ansichtssache: Momentaufnahmen aus Jerez und Montilla