"Schlanker Wahlkampf dezentral" ist das Motto von Hans-Peter Martin. Demgemäß existiert für die Liste auch keine "Wahlkampfzentrale", sondern mehrere Operationsbüros. Das Wiener Büro liegt in der Böcklinstraße im 2. Bezirk, wo auch Jörg Haider einst wohnhaft war.

Das "Büro Dr. Martin" ist eines von vier "Dezentralen". Weiters wird an einem Martin-Erfolg in einem Lokal am Irrsee und im Lustenauer Büro von Wahlkampfkoordinator Karl Dieckers gebastelt. In der "heißen Zeit" vor der Bekanntgabe der Kandidatur musste sogar eine Autobahnraststätte am Mondsee herhalten.

Auch Martins Auto vulgo "Hermine" fungiert als bedeutende Operationsbasis. "Genauso treu und zuverlässig wie die Hermine bei Harry Potter", erklärt der Zulassungsbesitzer seine Namenswahl.

Im Wiener Büro hält Tirols Spitzenkandidat Manfred Walser die Stellung, Martin kommt "immer wieder mal vorbei". Insgesamt besteht das Kernteam der Liste aus zehn Personen. 100 UnterstützerInnen arbeiten in ganz Österreich meist auf ehrenamtlicher Basis. "Nicht mal die Reisekosten wollten die meisten bisher ersetzt haben." Da soll noch jemand sagen, es gäbe in Österreich kein politisches Engagement mehr.

Mit Hilfe der fast durchwegs ehrenamtlichen UnterstützerInnen konnte Martin für seinen Antritt bei den Nationalratswahlen auch genügend beglaubigte Unterstützungserklärungen sammeln. "Sogar in Kärnten, im von Bergen eingeschlossenen Bhutan Österreichs", freut sich Martin.

200 bis 300 Anfragen pro Tag kommen in die Mailbox, die Beantwortung wird auf die MitarbeiterInnen in ganz Österreich verteilt. Erste Tat des Tages: News-Check im Internet, wo zum Beispiel Bürgermeister Häupls Kommentar auf die Frage nach einem möglichen Koalitionspartner Martin keineswegs abwehrend ausfällt: "Schau'n wir mal." Martin an dessen Adresse: "Ich glaub, ihr seid´s ein bisserl nervös".

Für derStandard.at öffnet Martin auch seine Mailbox. Ein Angebot zur Mitarbeit von einem Herrn Weiß (Listenfarbe) aus St. Martin steht vor der Bearbeitung. Das Mail wird weitergeleitet, der potentielle Kandidat in Lustenau einer genaueren Prüfung unterzogen. "Nur mit Hilfe des Internets können wir derart effizient sein".

Auch die technische Betreuung des Wahlkampfes übernimmt eine professionelle Firma ehrenamtlich, die will allerdings namentlich nicht genannt werden. Ein unverzichtbares technisches Gerät: der Communicator, die "wahre Wahlkampfzentrale".

Auch der Wahlkampf mit der schlanksten Organisationsstruktur kommt nicht ohne Plakate aus. Als Hintergrund für Fernsehinterviews wurden diese Plakate angefertigt.

Derzeit seien die Kosten noch im Rahmen, so Martin. Er rechnet mit Gesamtkosten von einer Million Euro, die er nach eigenen Angaben aus den Honoraren für seine Bücher bestreitet. "Die Globalisierungsfalle" erschien unlängst sogar in Indonesien.

Selbst ist der Spitzenkandidat.

Körperliche Arbeit, ausnahmsweise ohne Krawatte: "Es ist lachhaft, aber ohne Krawatte hört dir keiner zu."

Plakate: ja, Wahlpräsente: nein. Walser: "Das ist ja alles nur Klamauk".

Work in progress ...

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Am Cartoon in der Kronenzeitung wirkt alles viel einfacher.