Ein Kapsidmodell eines Humanen Papillomavirus (HPV). Das Virus ist für bis zu 70 Prozent (oder mehr) aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs (Cervix-Tumoren, Cervikalkarzinome) verantwortlich. Eine Impfung gegen den Erreger (HPV kommt in verschiedenen Typen vor und befällt unterschiedliche Gewebe, es führt meist zu Warzenbildung, etwa Genitalwarzen) könnte eine Prophylaxe gegen den Krebs darstellen.
Bild: Standard/EMBO Journal (Magazin der Europäischen Organisation für Molekulare Biologie)
Manchester - Ein Wissenschaftsteam der School of Medicine's Division of Human Development and Reproduction an der Universität Manchester hat entdeckt, dass das Anti-HIV-Medikament Lopinavir auch gegen Gebärmutterhalskrebs eingesetzt werden kann. Laborversuche mit Zellen zeigten, dass dieser HIV-Protease-Inhibitor auch Krebszellen töten kann, die mit dem für Krebserkrankungen am Gebärmutterhals sowie andere Tumoren an den Geschlechtsorganen verantwortlichen humanpathogenen Papillomavirus (HPV) infiziert sind. Die Ergebnisse der Studie werden in der September-Ausgabe der Fachzeitschrift "Antiviral Therapy" veröffentlicht.

GB: 50.000 Eingriffe jährlich

Impfungen gegen Gebärmutterhalskrebserkrankungen sind zwar bereits in Entwicklung. Diese sind aber nur wirksam bei Menschen, die nicht mit dem HPV-Virus infiziert sind. Wenn das Virus bereits in den Gliedern steckt, haben Frauen bisher keine andere Möglichkeit als sich regelmäßig präventiv kontrollieren zu lassen. Geschwülste werden erst entfernt, wenn sie nicht automatisch verschwinden und sich zu bösartigen Tumoren entwickeln. Allein in Großbritannien werden jährlich bei etwa 50.000 Frauen Eingriffe durchgeführt.

Chirurgie wird überflüssig

"Die Signifikanz dieser neuen Erkenntnis ist, dass ein chirurgischer Eingriff, gegen den Frauen oft eine Abneigung haben, überflüssig wird und eine einfache medizinische Behandlung schon ausreicht", erklärt Henry Kitchener, Vorstand des Instituts. "Darüber hinaus bleibt der ganze Gebärmutterhals erhalten." Hinzukommender Vorteil sei, dass das Medikament in Entwicklungsländern, wo die Bevölkerung kaum Zugang zu chirurgischen Behandlungen hat, neue Perspektive eröffne. Gerade in diesen Ländern sei Gebärmutterhalskrebs eine der häufigsten Krebserkrankungen.

Eine Frage von wenigen Jahren

Die ForscherInnen hoffen aus dem oralen HIV-Medikament demnächst eine Creme entwickeln zu können, die direkt auf den Gebärmutterhals aufgetragen werden kann. Der nächste Schritt sei dann, das Mittel in klinischen Proben auf ihre Wirksamkeit zu untersuchen. Da das Medikament bereits von der US-Bundesbehörde zur Überwachung von Nahrungs- und Arzneimitteln (FDA) zugelassen wurde, erwarten die Wissenschaftler, dass die Behandlung gegen HPV innerhalb von ein paar Jahren verfügbar sein wird. (pte)