Und selbst wenn alle Stricke reißen, wird er nach der Wahl wieder Kulturmaschinist: Franz Morak, bürgerlicher Kunststaatssekretär seit dem Februar 2000, bleibt der Politik erhalten - zumindest als Abgeordneter zum Nationalrat.

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Sollte nach der Wahl die SPÖ für die Kunstpolitik zuständig sein, hätte er die besten Chancen, Franz Morak nachzufolgen: "Art for Art"-Geschäfts-führer Josef Kirchberger, Präsident der Österr. Gesellschaft für Kulturpolitik.

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Franz Morak, im Mai 60 Jahre alt geworden, wird nicht den fünften Zwerg von links spielen müssen. Und auch in Pension zu gehen braucht der frühere Burgtheaterschauspieler nicht: Wie schon vor vier Jahren ist der Kunststaatssekretär Spitzenkandidat der Volkspartei im Wahlkreis Wien Innen West (mit den Bezirken 1, 6, 7, 8 und 9). Dass in diesem zumindest ein Mandat errungen wird, gilt als sicher. Was bedeutet, dass Morak, sollte er nicht Staatssekretär bleiben oder gar zum Kunstminister aufsteigen, wieder als Abgeordneter in den Nationalrat einziehen und jene Funktion bekleiden wird, die er schon bis zum Wendejahr 2000 inne hatte: die des Kultursprechers seiner Partei.

Denn nach der Wahl wird die VP keinen beziehungsweise keine haben: Andrea Wolfmayr, die fast sieben Jahre lang mitunter wider besseres Wissen die Kunstpolitik Moraks, aber vor allem die viel kritisierte Museumspolitik von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer gegen die Opposition zu verteidigen hatte, wurde von der steirischen Landespartei nicht mehr für den Nationalrat nominiert.

Daher muss sich auch Katharina Stourzh, die Pressesprecherin von Morak, keine all zu großen Sorgen um ihre Zukunft machen: Entweder bleibt sie, die treue Dienerin, am Ballhausplatz - oder sie folgt ihrem Chef zurück ins Parlament. Denn sie schuftet für ihn bereits seit dem Herbst 1997, als Franz Morak noch selbst ernannter Kulturmaschinist war. Ähnliches gilt für Natalie Hoyos: Die blaublütige Beraterin für die bildende Kunst stieß im Winter 1999/2000 zu Moraks Truppe.

Dass diese zerfalle, sei nichts als ein Wahlkampfgerücht, beteuert Stourzh. Von hoch dotierten Versorgungsposten wisse sie nichts. Weder für sie noch für andere aus dem Büro. Einzig Gerald Grünberger, seit 2000 stellvertretender Büroleiter (zuständig für die Bereiche Medien, Internet und Telekommunikation), wechselt, wie schon berichtet, den Job: Ende Juni wurde er vom Vorstand des Verbands Österreichischer Zeitungen einstimmig zum Nachfolger von Walter Schaffelhofer gewählt. Seine Arbeit zunächst als stellvertretender VÖZ-Geschäftsführer wird Grünberger am 2. Oktober, also am Tag nach der Wahl, aufnehmen.

Und ob sich Helmut Wohnout, Moraks Bürochef, tatsächlich für die Leitung der Kunstsektion bewirbt, ist noch fraglich - obwohl er immer wieder als aussichtsreichster Kandidat genannt wird - aufgrund einer Begebenheit in der Vergangenheit: 1996 wurde Andreas Mailath-Pokorny, Büroleiter von Kanzler Franz Vranitzky, zum Kunstsektionsleiter ernannt (was man damals als SP-Postenschacher ansah).

Mailaths ruhmloses Ende in dieser Funktion könnte Wohnout eine Mahnung sein: Ab dem Februar 2000 hatte der SP-Politiker, von Morak und seinem Beißhund aus nachvollziehbaren Gründen entmachtet, nicht viel zu lachen. Er war heilfroh, als ihn der Wiener Bürgermeister im April 2001 zum Kulturstadtrat berief.

Für den Machtmenschen Wohnout macht der wenig glanzvolle Sektionsleiterposten daher nur dann wirklich Sinn, wenn die Schwarzen für die Kunst zuständig sind. Wovon man aber gegenwärtig nicht ausgehen kann. Denn selbst wenn die VP die Wahl gewinnt: Der Koalitionspartner könnte just auf dieses Ressort bestehen. Und sollte beispielsweise Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen, tatsächlich die Ehre zu Teil werden, künftig für die Kunst verantwortlich zu sein, es würden unter Garantie die Fetzen fliegen.

Andererseits: Dass Kanzler Wolfgang Schüssel einem Kunststaatssekretär oder -minister namens Zinggl zustimmen könnte, ist nicht zu erwarten. Verlangt der Grün-Politiker doch vehement einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu den "Machenschaften" von Schüssel-Freund Wilfried Seipel. (Übrigens: Der Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums wünscht sich von Elisabeth Gehrer eine nochmalige Verlängerung seines Vertrages - um zumindest zwei Jahre.)

Und wenn bei einer großen Koalition die Sozialdemokraten für die Kunst zuständig wären? Wäre würde berufen? Christine Muttonen, die brave Kultursprecherin, hegt jedenfalls keine Ambitionen. Manch einer aus der Partei wünscht sich den telegenen Harald Krassnitzer. Doch der SP-Sympathisant ist viel zu gefragt im Filmgeschäft, als dass ihn der Posten wirklich interessieren könnte. Die besten Chancen hätten daher Gerald Matt, taktisch brillanter Leiter der Kunsthalle Wien, und Josef Kirchberger, erfolgreicher Geschäftsführer der Bundestheater-Servicegesellschaft "Art for Art". Dass ein No-Name aus den Bundesländern zum Zug kommen könnte, gilt als ausgeschlossen: Ein Experiment wie Mitte der 90er-Jahre, als Viktor Klima den Bürgermeister von Wiener Neustadt, Peter Wittmann, in den Posten hievte, will die Partei nicht noch einmal wagen. (Thomas Trenkler/DER STANDARD, Printausgabe, 26./27.8.2006)