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Ständig gestresst zu sein ist extrem gesundheitsschädlich. Gestresst zu wirken kommt auch gar nicht gut an. Da wird die Arbeitsumwelt auch gleich skeptisch und vermutet: Überforderung, schlechtes Zeitmanagement, schlampiges Selbstmanagement.

Tatsache ist aber, dass sich in fast allen arbeitspsychologischen Studien mittlerweile kaum jemand nicht (negativ) gestresst fühlt. Frauen fühlen sich belasteter als Männer, weil ihre so genannte Freizeit, also die Zeit außerhalb des Jobs, ja oft auch ganz anders ausgefüllt ist als die von Männern. Wer Zahlen & Fakten braucht: Laut Studie der University of Maryland senkt jede Stunde Freizeit bei Männern die Wahrscheinlichkeit eines Stressgefühls um acht Prozent. Bei Frauen bleibt der Pegel gleich.

Sich mit Stressforschung in eigener Sache zu beschäftigen zahlt sich aber aus. Das hat nichts mit hypochondrischen Tendenzen zu tun, im Gegenteil: Die Erkenntnis, dass am Druck von außen, an der Komplexität, kaum etwas zu verändern ist, muss notwendigerweise nach innen führen. Zu schonungslosen Fragen: Was trage ich selbst zu meinem Stressgefühl bei?

Dabei geht es um eine Überprüfung der "inneren Drehbücher". Um das Auseinanderklauben des guten "Eustress" und des schlechten "Disstress". Es geht um einen reinigenden Check der Einstellungen, Haltungen, Erwartungen. Eine solche Erkundungstour ändert natürlich nichts an den Herausforderungen und Ansprüchen der Umwelt. Wahrscheinlich aber ändert sie die Einstellung dazu. Vielleicht verkürzt sich auch die Liste der Dinge, die ganz perfekt und sofort erledigt werden müssen. (Karin Bauer, DER STANDARD - Printausgabe, 26./27. August 2006)