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Scharner, immer für einen Aussetzer gut.

Foto: APA/Leodolter
Wien - Paul Scharner wird in nächster Zeit nicht mehr den ÖFB-Dress überstreifen. "So lange ich Teamchef bin, werde ich ihn nicht mehr einberufen", erklärte Josef Hickersberger am Donnerstag in Wien auf einer Pressekonferenz anlässlich der Kaderbekanntgabe für das Trainingslager in der Schweiz (28. August bis 5. September in Nyon) und das Fußball-Vierer-Turnier mit den Länderspielen gegen Costa Rica (2.9. in Genf) und Venezuela (6.9. in Basel/jeweils 20.15 Uhr).

Scharner rief an

Scharner hatte Hickersberger am vergangenen Montag angerufen und ihm mitgeteilt, dass er bis auf weiteres nicht mehr im Team spielen wolle, weil er das Gefühl habe, der Nationalmannschaft derzeit nicht helfen zu können. Auf nähere Gründe sei der Mittelfeldspieler nach Befragung nicht eingegangen. "Wir haben nach einem Tag Nachdenkpause wieder telefoniert, aber er blieb bei seiner Entscheidung", erzählte der Teamchef, der mit Scharner vereinbart hatte, dies am Donnerstag in Wien auf der Pressekonferenz zu verkünden.

Den Teamchef hat überrascht, dass der Rücktritt am Donnerstag im "Kurier" schon zu lesen war: "Es gab keine Bevorzugung des Mediums meinerseits und ich will über das Wie gar nichts wissen." Ursprünglich hatte der 15-fache Teamspieler nur eine Auszeit nehmen wollen, was für Hickersberger aber inakzeptabel war. "Einen Spieler, der zwei Jahre vor einer EM im eigenen Land im Nationalteam nicht spielen möchte, kann ich nicht gebrauchen". Fußball-Österreich mache jetzt eine schwierige Phase durch, die Stimmung sei schlecht, da müsse man sich jetzt der Herausforderung stellen.

Schlechte Leistung in Graz

Dass der Wigan-Legionär zuletzt in Graz gegen Ungarn (1:2) auch wegen fehlender Spielpraxis eine schlechte Leistung und einen schlechten Tag gehabt habe, wäre für Hickersberger kein Grund gewesen, Scharner für die Schweiz nicht einzuberufen. "Er wäre sehr wohl dabei gewesen, auch hat es in der Vorbereitung auf Graz in Bad Radkersburg eine positive Entwicklung gegeben, Scharner mit anderen Routiniers Gespräche geführt. Seine Entscheidung kam für mich wie aus heiterem Himmel", meinte Hickersberger.

Er, Scharner, sei sich der Konsequenzen gar nicht bewusst gewesen, glaubt der Niederösterreicher über seinen unmittelbaren Landsmann. "Es tut mir Leid, ich wäre nie auf die Idee gekommen, auf einen in der englischen Premier League spielenden Mann zu verzichten. Aber es gab für mich nur zwei Möglichkeiten: entweder alles versuchen oder nicht dabei sein - fight oder fly", erklärte der 58-Jährige, der übrigens als Spieler einst einmal auch seine ÖFB-Teamkarriere beendet und den Schritt später revidiert hatte.

Im Herbst 1975 war "Hicke" vom damaligen Teamchef Branko Elsner als erster ÖFB-Legionär im Heimspiel gegen Luxemburg in Wien (6:2) auf die Ersatzbank gesetzt worden, worauf der Spieler der Offenbacher Kickers vom Nationalteam zurückgetreten war. Nach zwei, drei Jahren wurde "Hicke" in Österreich wieder interessant, als er ein Angebot von Bayern München erhielt. "Da hat mich dann Helmut Senekowitsch angerufen und ich habe wieder für Österreich gespielt", erinnert sich der Teamchef.(APA)

23-köpfiger Kader für das Trainingscamp (28. August bis 5. September in Nyon/Schweiz) und das Vier-Länder-Turnier mit den Fußball-Länderspielen gegen Costa Rica (2.9. in Genf) und Venezuela (6.9. in Basel/Beginn jeweils 20.15 Uhr) bekannt gegeben:

TOR: Jürgen Macho (1. FC Kaiserslautern/5 Länderspiele), Helge Payer (Rapid Wien/10), Andreas Schranz (GAK/5)

ABWEHR: Johannes Ertl (Sturm Graz/1), Ferdinand Feldhofer (Wacker Tirol/7), Martin Hiden (Rapid Wien/33/1 Tor), Manuel Ortlechner (FC Pasching/0), Emanuel Pogatetz (FC Middlesbrough/21/1), Mario Sonnleitner (0), Joachim Standfest (beide GAK/12/1), Martin Stranzl (Spartak Moskau/31/2)

MITTELFELD: Rene Aufhauser (RB Salzburg/32/5), Andreas Hölzl (Wacker Tirol/0), Andreas Ivanschitz (Pananthinaikos Athen/21/3), Zlatko Januzovic (GAK/2), Bozo Kovacevic (FC Pasching/6), Christoph Leitgeb (Sturm Graz/2), Michael Mörz (SV Mattersburg/4), Thomas Prager (SC Heerenveen/2)

ANGRIFF: Muhammet Akagündüz (Kayserispor/5/1), Sanel Kuljic (FC Sion/5/1), Roland Linz (Boavista Porto/15/2), Roman Wallner (Austria Wien/25/5)

Auf Abruf: Thomas Borenitsch (SV Matterburg/0) - Wolfgang Bubenik (FC Pasching/0), Hannes Eder, Andreas Schrott (beide Wacker Tirol), Thomas Krammer (Sturm Graz/0), Andreas Lasnik (Austria Wien/1)

Es fehlen: Kiesenebner, Janko, Sallmutter, J. Säumel, Katzer, Ibertsberger, Sariyar (alle verletzt oder rekonvaleszent)