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Den an der Wiener Börse notierten heimischen Unternehmen geht es so gut wie nie zuvor.

Foto: APA/Oczeret
Wien - Laut einer Untersuchung der an der Wiener Börse notierten heimischen Unternehmen haben sich die Unternehmensgewinne in den Jahren 2001 bis 2005 vervierfacht, die ausgeschütteten Dividenden mehr als verdoppelt. Beschäftigung und Investitionen haben sich dagegen weit weniger entwickelt, heißt es in einer Aussendung der Österreichischen Gesellschaft für Politikberatung und Politikentwicklung (ÖGPP) am Donnerstag. Die Senkung der Gewinnsteuer (Körperschaftssteuer) per 1.1.2005 habe zum Steigen der Gewinne beigetragen.

Die jährliche Untersuchung der Geschäftsberichte der wichtigsten rund 30 an der Wiener Börse im Prime Market notierten Unternehmen durch die "Österreichische Gesellschaft für Politikberatung und Politikentwicklung (ÖGPP)" ergab heuer folgende Ergebnisse: Die Gewinne nach Steuern sind von zusammen 1,53 Mrd. Euro im Jahr 2001 auf 6,40 Mrd. Euro im Vorjahr und damit um 318 Prozent angestiegen, haben sich also vervierfacht. Das entspricht einem jährlichen Wachstum der Gewinne nach Steuern von fast 80 Prozent.

Banken und Energieunternehmen

Die Unternehmen mit den höchsten Gewinnen nach Steuern waren 2005 erneut die großen Banken und Energieunternehmen. Die Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) steigerte ihren Gewinn innerhalb von nur einem Jahr von 602 auf 964 Mio. Euro, die Erste von 719 auf 915 Mio. Euro, die OMV verdoppelte durch die hohen Energiepreise ihren Gewinn von 690 Mio. auf 1,296 Mrd. Euro, der Verbund von 269 auf 402 Mio. Euro. Dazu kommen die voestalpine mit 526 Mio. Euro (plus 203 Mio.) und die Telekom Austria mit 417 Mio. Euro (plus 190 Mio. Euro) Gewinn nach Steuern im Jahr 2005.

Auch die an die Eigentümer (Aktionäre) dieser Unternehmen ausgeschütteten Dividenden stiegen in diesen Jahren deutlich an - von 493 Mio. Euro im Jahr 2001 auf 1,095 Mrd. Euro im Jahr 2005. Das entspricht einer Steigerung um 122 Prozent oder 30 Prozent pro Jahr. Am großzügigsten waren bei Dividendenzahlungen 2005 die BA-CA (221 Mio. Euro), die OMV (134 Mio.), die ERSTE (120 Mio.), der Verbund (93 Mio.), die voestalpine (83 Mio.), Wienerberger (80 Mio.) und die Telekom Austria (64 Mio.).

Geringfügig mehr Investitionen

Demgegenüber zeigten die ausgewiesenen Investitionen laut ÖGPP keine lineare Entwicklung, im Gegenteil: für 2001 wurden sie von den Unternehmen des Prime Market mit 7,99 Mrd. Euro angegeben, 2005 waren es mit 8,99 Mrd. Euro nur geringfügig mehr. Am meisten investierten 2005 die BA-CA (2,206 Mrd. Euro), die Immofinanz (1,922 Mrd.), die OMV (1,296 Mrd.) und die Telekom Austria (627 Mio.).

Wesentlich langsamer als die Gewinne der Unternehmen entwickelte sich auch die Zahl ihrer Beschäftigten: Die Unternehmen beschäftigten 2001 zusammen 201.012 Arbeitskräfte, 2005 waren es 257.448 Menschen, was eine Zunahme um insgesamt 28 Prozent oder 7 Prozent pro Jahr bedeutete. In einem Viertel der rund 30 Unternehmen war die Beschäftigtenzahl 2005 sogar niedriger als 2001.

Eigentümer partizipieren mehr als Arbeitnehmer

Stellt man die Gewinne nach Steuern dieser Unternehmen in ein Verhältnis zur Zahl der Beschäftigten, so ergibt sich: Jeder Beschäftigte dieser Unternehmen erarbeitete im Jahr 2005 nicht nur seinen Lohn, sein Gehalt bzw. die Kosten des Unternehmens, sondern darüber hinaus auch noch einen Gewinn (nach Steuern) von durchschnittlich 24.859 Euro (im Jahr 2001 waren es noch 7.489 Euro), so die ÖGPP.

"Den an der Wiener Börse notierten heimischen Unternehmen geht es so gut wie nie zuvor. Allerdings partizipieren die Eigentümer der Unternehmen in weit höherem Maße vom Erfolg als die Arbeitnehmer. Das Wachstum der Löhne und Arbeitsplätze hält in keiner Weise Schritt mit dem enormen Wachstum der Gewinne und Dividenden", so ÖGPP-Generalsekretär und Mitautor der Untersuchung, Andreas Höferl. (STANDARD, Print-Ausgabe, 25.8.2006/APA)