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Szene aus "Viel Lärm um nichts"

FOTO : APA /FRANZ NEUMAYR

Salzburg - Der 1978 geborene und in Bielefeld aufgewachsene Regisseur David Bösch wurde am Donnersta Vormittag mit dem "Young Directors Project Award" der diesjährigen Salzburger Festspiele ausgezeichnet. Seine in Koproduktion mit dem Thalia Theater Hamburg entstandene und in einem Theaterzelt im Salzburger Volksgarten gezeigte Inszenierung von Shakespeares "Viel Lärm um Nichts" wurde von der Jury als eine Aufführung gerühmt, "die zu den volkstheaterhaften Ursprüngen des komödiantischen Genres zurückkehrt - bei gleichzeitig höchst moderner Durchdringung und Deutung des Stoffes".

Bösch erhielt 10.000 Euro Preisgeld und einen der exklusiven Montblanc Max Reinhardt Pens. Laut der Jury - Schauspieler Peter Simonischek, Galerist Thaddaeus Ropac, Theaterkritiker Wolfgang Kralicek und Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler, die heute freilich als Stiftungsrätin bei der Wahl der ORF-Generaldirektion in Wien weilte - gelang es Bösch "mit den hervorragenden Schauspielern des Thalia Theaters einen über vierhundert Jahre alten Text zu verlebendigen, neu und ganz eigenständig zu erzählen; der 'Geist' des Theaterdichters Shakespeare war im Volksgarten beinahe körperlich spürbar. Die Liebesgeschichten werden in der Aufführung mit viel burleskem Witz serviert; zugleich macht Bösch aber auch deutlich, dass der Boden, auf dem diese Komödie spielt, ein Minenfeld ist."

Keine ausgesprochene Überraschung

Bösch zeigte sich danach über die Auszeichnung hoch erfreut, aber nicht ausgesprochen überrascht. "Ich war sehr froh, dass die Aufführung hier in Salzburg sehr gut angekommen ist - beim Publikum ebenso wie bei den Kritikern." Nachdem er die Arbeiten der übrigen Kolleginnen und Kollegen im Wettbewerb sehr schätze, sei das Rennen aber für ihn keineswegs gelaufen gewesen. Die wertvolle Füllfeder kommt voraussichtlich in den Safe: "Ich glaube, ich traue mich gar nicht, damit zu schreiben..." Angemessener Anlass, sie in die Hand zu nehmen, könnte allerdings die Unterzeichnung des nächsten Regievertrags sein. Für das Preisgeld hat er schon eine konkrete Verwendung ins Auge gefasst: "Jetzt kommt die Steuererklärung!" Vorher gelte es noch, eine wichtige Frage zu klären: Ist der Award steuerfrei?

Die Jury lobte das Niveau der vier stilistisch sehr unterschiedlichen Aufführungen, das insgesamt "deutlich höher als in den vergangenen Jahrgängen" gewesen sei, weswegen lange, intensiv und kontrovers diskutiert wurde. Neben Bösch hatten sich Roger Vontobel mit einer Version von Grabbes "Scherz, Satire, Ironie und Tiefere Bedeutung", Barbara Weber mit "Viktor! Happiness is a warm gun" nach Roger Vitrac sowie Friederike Heller mit Peter Handkes "Die Unvernünftigen sterben aus" dem Jury-Votum gestellt. Die vom früheren Schauspiel-Chef und künftigen Festspiel-Intendanten Jürgen Flimm ins Leben gerufene Reihe zur Förderung junger Regie-Talente fand bereits zum fünften Mal statt und wird durch das weitere finanzielle Engagement von Sponsor Montblanc noch bis zumindest 2011 sicher gestellt. (APA)