Auch eine Art Innovationsmanagement betrieb Charles Chaplin in "Moderne Zeiten": Seine Nachfolger im jahr 2006 müssen aber weit wirtschaftlicher denken und genaue Marktanalysen betreiben, um Flops zu vermeiden.

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80 Prozent Floprate bei Innovationen und Erfindungen in Österreich: Der Bedarf für einen eigenen Lehrgang zum besseren Innovationsmanagement war gegeben. Eine erste Bilanz.

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Ein Pelletsofen, der aufwändig entwickelt, als Neuheit angepriesen, dann doch nur eine ungewollte Kopie eines Ofens war, den es schon gab. Ein vermeintlich neues Tauchersuchgerät, das es in anderer Form eigentlich schon seit Jahrzenten gibt. Der Alltag eines Erfinders, ob allein im Kämmerchen oder in einem Technologieunternehmen, hat viele Tücken und Fallen, die, wenn man von ihnen nicht weiß und sie daher auch nicht beachtet, am Ende nur das traurige Resümee "Viel Arbeit und wenig Ehre" zulassen.

Regel Nummer eins wäre zum Beispiel die Patentrecherche, damit Ideen wie der Pelletsofen oder das Tauchersuchgerät nicht doch vielleicht schon einmal da waren, sagt der Kärntner Unternehmensberater Hermann Daniel, einer der Vortragenden des vom Verband der Technologiezentren Österreichs (VTÖ) ins Leben gerufenen Lehrgangs Incubationmanager, der verhindern soll, dass gute Ideen im Sande verlaufen.

Denn selbst nach erfolgter Patentrecherche können noch viele Probleme auftreten, wenn man sich bestimmten Fragen nicht stellt: Wie mache ich aus der Idee ein marktfähiges Produkt? Wie schaut der Markt überhaupt aus, in den ich gehen will? Was ist meine Zielgruppe bereit auszugeben? Welchen Kundennutzen muss ich anbieten? Wie kann ich mich von eventuellen Mitbewerbern unterscheiden?

Daniel dazu: "Es hat recht wenig Sinn, eine revolutionäre Röstmethode für Kaffee zu entwickeln - aber danach schmeckt der Kaffee ganz genau so wie nach herkömmlichen Methoden geröstet. Und niemand erkennt den Unterschied."

Ausstiegsszenario

Schließlich muss es einen Finanzplan für den Weg in den Markt geben und - darauf legt Daniel besonderen Wert - ein Ausstiegsszenario, wenn die Entwicklung des neuen Produkts letztlich doch unmöglich wird. Der Unternehmensberater verwendet einen bildhaften Vergleich: "Wir wollen den innovationsfreudigen Menschen nicht die Freude an der Arbeit nehmen, ihnen aber doch recht deutlich sagen: Wenn ihr Freude daran habt, vom Trampolin zu springen, schaut vorher genau, ob genügend Wasser im Becken ist."

Incubationmanagement soll nun Mitarbeiter von Technologiezentren oder Mittelstandsunternehmen dazu befähigen, Erfinder und Entwickler zu begleiten und mit ihrem neu gewonnenen Wissen, sie auf wichtige Schritte aufmerksam zu machen. Der Bedarf für einen derartigen Lehrgang scheint jedenfalls gegeben. 80 Prozent Floprate bei größeren Innovationsprojekten oder kleinen Erfindungen sprechen eine deutliche Sprache.

Daniel hat das Basismodul (Grundlagen) und das Modul "Qualitatives Basel 2 Rating" vorgetragen. Das vierte Modul beginnt Ende August. Der Berater beschäftigt sich schon seit längerer Zeit mit Innovationsmanagement. Ähnliche Lehrgänge gibt es natürlich schon länger in den USA. Daniel sagt aber mit Stolz: "Wir bieten hier mehr Input. In den Vereinigten Staaten werden viele Geschichten erzählt." Frei nach dem Motto: Plaudern über das Abenteuer Wirtschaft.

Eine Weiterführung der Ausbildungsschiene ist aber laut VTÖ-Generalsekretär Clemens Strickner geplant. Daniel spricht sogar von einer Ausweitung auf den Ost- und Südosteuropäischen Raum. Incubationmanagement soll es in Hinkunft auch in Kroatien, in der Ukraine, in Serbien, Bulgarien und Rumänien geben. "Wir haben da eine Vorreiterrolle innerhalb Europas", schwelgt Daniel. (Peter Illetschko/DER STANDARD, Printausgabe, 16. August 2006)