Dieter Falkenhagen

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STANDARD: Sie entwickeln eine Maschine, die das Blut von Patienten reinigt um so die Funktion der Leber zu übernehmen. Warum brauchen Sie dazu ausgerechnet Nanopartikel?

Falkenhagen: Je kleiner die Partikel, desto größer ist - in Relation zu ihrem Volumen - ihre Oberfläche. Wir brauchen für unser Gerät große Oberflächen, denn hier findet die Adsorption statt. Deshalb haben wir immer kleinere Partikel verwendet und sind mittlerweile im Nanobereich angelangt. So haben wir enorm große Oberflächen geschaffen und damit eine sagenhafte Effizienzsteigerung.

STANDARD: Welche Besonderheiten ergeben sich aus dem Umgang mit derart kleinen Teilchen?

Falkenhagen: Naja, da gibt es immer ein paar Naturgesetze, die man leider nicht eliminieren kann, die muss man austricksen. Denn je kleiner die Partikel, desto größer ist ihre Oberflächenenergie. Das führt dazu, dass Nanopartikel sehr gerne größere Klumpen bilden, das ist ihr großer Nachteil. Das können wird aber verhindern, indem wir die Oberflächen mit Polymeren oder Eiweißen wasserfreundlich machen.

STANDARD: Was passiert, wenn solche Nanopartikel in den menschlichen Organismus gelangen?

Falkenhagen: Das ist ein Problem, denn wir wissen es nicht genau. Deshalb haben wir für unser System ein hocheffizientes Detektorsystem gebaut. Unsere Partikel sind sowohl fluoreszierend als auch magnetisch. In dem System ist ein optisches Gerät mit einer Magnetfalle gekoppelt, sodass wir verhindern können, dass Mikro- oder Nanopartikel in den Blutkreislauf einströmen.

STANDARD: Was ließe sich mit dieser Technologie noch machen?

Falkenhagen: Wir können bestimmte Zellen aus dem Blutkreislauf herausholen, das lässt sich auf verschiedene Weise nutzen. Kürzlich haben wir eine Kooperation mit der Medizinischen Uni in Wien begonnen, dabei geht es um tumorspezifische Zellen. Es könnten aber auch Stammzellen sein oder Abwehrzellen, die außerhalb des Körpers behandelt und wieder zurückgeführt werden. (derk/DER STANDARD, Printausgabe, 16. August 2006)