Hirschmann: Es ist ganz klar, in welche Richtung das deutet: Solche Operationen stehen eigentlich auf der Agenda des islamistischen Terrorismus. Das hat keinen aktuellen Anlass wie den Libanon-Konflikt. So etwas ist schon einmal versucht worden vor 9/11, im Jahr 1995. Die Planungen sind also eigentlich nicht neu.
STANDARD: Sie sagen islamistischer Terrorismus - steckt die Al-Kaida dahinter?
Hirschmann: Al-Kaida steht heute für das, was wir als internationalen Djihad bezeichnen. Das ist eine Ideologie, eine Idee in den Köpfen. Al-Kaida als Terrororganisation existiert nicht mehr. Kann ja auch nicht, denn sie müsste in einer Höhle stattfinden, irgendwo in Afghanistan. Die Täter sind wahrscheinlich rekrutiert aus einem ähnlichen Umfeld wie die Täter der Anschläge von London, nur diesmal wohl nicht in Leeds, sondern in London: junge Islamisten asiatischer Herkunft, vermutlich Pakistanis oder einige davon Pakistanis, die bereit sind, für den Djihad zu sterben.
STANDARD: Die Täter wollten offenbar Flüssigsprengstoff in harmlosen Verpackungen ins Flugzeug schmuggeln. Kann man sich vor solchen Anschlägen überhaupt schützen?
Hirschmann: Das bleibt eine Quelle der Unsicherheit, weil es natürlich ein Katz-und-Maus-Spiel ist. Flugzeuge sind die am besten gesicherten Verkehrsmittel überhaupt. Aber sie können nicht jedes Handgepäckstück aufmachen und alle Substanzen da drin untersuchen - nur im konkreten Verdachtsfall. Flüssigkeit verpackt als Babynahrung gehörte bis jetzt nicht dazu. Flugzeuge sind deshalb attraktiv, weil, wenn es zu einer Explosion kommt, der Anschlag zu 100 Prozent gelingt.
STANDARD: Trotzdem ist ein solcher Anschlag besonders schwierig. Die "Erfolgsaussichten" wären bei anderen Zielen doch wesentlich größer.