Die Buhlschaft der ÖVP

Und er hat sie doch gefragt: Was im Standard schon im Februar dieses Jahres zu lesen war, bestätigte Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (VP) nun höchstpersönlich: Ja, die ÖVP buhlte um ORF-Moderatorin Vera Russwurm. "Vera Russwurm ist vor längerer Zeit von mir einmal gefragt worden, ob sie kandidiert. Seither hat es keinen Kontakt gegeben", sagte Schüssel in den Salzburger Nachrichten. Die promovierte Medizinerin laboriert mit ihrer Gesundheitsshow "Primavera" an schwächelnden Quoten und hätte in das seit Karl-Heinz Grasser bewährte Anheuerungsmuster der ÖVP für Wahlkämpfe gepasst. Der ORF, Russwurms derzeitiger Arbeitgeber, wollte zu einem möglichen Jobwechsel der Primetime-Talkerin nur so viel sagen: "Wir sagen dazu nichts." Schüssel ließ in dem SN-Interview auch wissen, dass er sich BZÖ-Chef Peter Westenthaler als Vizekanzler vorstellen kann. (APA, nim)

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Im Basar der Fairness

ÖVP-Generalsekretär Reinhold Lopatka lässt nicht locker: Seit einem Monat versucht er, ein von ihm entworfenes Fairnessabkommen durchzusetzen. Grüne, BZÖ, FPÖ und KPÖ hätten ihrerseits schon Ideen für ein Wahlkampf-Reglement vorgelegt - nur die SPÖ nicht. Jetzt hat Lopatka einen Brief an SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos geschrieben. Inhalt: Man möge sich doch nächste Woche endlich persönlich zusammensetzen, um diese Frage zu klären. Darabos antwortete mündlich: Er sei durchaus bereit, Gespräche zu führen, "aber skeptisch, was das Ergebnis betrifft", denn: "Lopatka weiß weder, was Fairness ist, noch wie man es schreibt." Bei einem Scheitern würde die SPÖ eine eigene Charta aufsetzen. (APA, sl)

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Martin und das Monster

Zuversichtlich zeigte sich der mit Unterschriftensammeln beschäftigte EU-Parlamentarier Hans-Peter Martin am Freitag hinsichtlich der notwendigen Unterstützungserklärungen für seine Kandidatur bei der Nationalratswahl. "Da bläst ein kräftiger Wind aus dem Westen", sagte Martin nach Sammelaktionen in Vorarlberg und Tirol, beklagte aber auch Schwierigkeiten für seine Anhänger, etwa mit Öffnungszeiten der zuständigen Stellen: "Das ist ein bürokratisches Monster", so Martin. (APA)

(DER STANDARD, Printausgabe, 5.8.2006)