Wien – „Jetzt zeigt sich, dass das kein österreichisches Kasperltheater ist – sondern ein globales Phänomen“, ist selbst Christian Rakos vom Verband „proPellets Austria“ verblüfft über den weltweiten Boom bei Pelletsheizungen.
Zum_Einen haben österreichische Kesselhersteller mit ihren Systemen bereits eine „vollkommene Marktdominanz“ erreicht – nicht nur im Inland. Hier wurden bereits 2005 mit 11.000 neu installierten Anlagen erstmals die Ölheizungen überholt – für heuer wird wieder eine Zuwachsrate von 25 Prozent erwartet. Doch auch in Deutschland und Frankreich wird zum Großteil österreichische Ware verkauft. Die Exportquote liegt bereits bei 60 bis 85 Prozent.
Dieser Run auf die Technologie mit gepressten Holzspänen hatte zur Folge, dass die Kesselhersteller 2005 laut einer Studie der Wirtschaftskammer einen Umsatz von rund 400 Millionen Euro erwirtschafteten._Diese Marktentwicklung hat auch eine ungeheure Investitionswelle ausgelöst. Rakos: „Fast alle Hersteller bauen neue Werke, um ihre Kapazitäten zu erhöhen.“
Was den Markt derzeit sehr beeinflusst: Die massive Nachfrage in Italien – schließlich kostet dort ein Liter Heizöl bereits 1,20 Euro pro Liter. Wobei aber in Italien vor allem das System der „Kaminöfen“ zum Einsatz kommt; die im Gegensatz zu herkömmlichen Kaminöfen automatisch angeheizt und mit Pellets versorgt werden. „Man spricht davon, dass in Italien pro Jahr bereits 100.000 solcher Öfen verkauft werden“, berichtet Rakos.
Dies brachte allerdings den österreichischen Pelletsmarkt in Turbulenzen: „Heuer werden in Österreich rund 550.000 Tonnen der aus Sägemehl gepressten Stifterln produziert – davon werden 200.000 Tonnen nach Italien verkauft. Im Gegenzug werden für Österreich rund 70.000 Tonnen von nördlichen und östlichen Nachbarstaaten importiert. „Ja, es gibt einen grenzüberschreitenden Handel“, wägt Rakos ab – „aber so what: wir sind in der EU. Und der überwiegende Anteil der Pellets wird ja noch in Österreich produziert.“
Der Preisschub
Gleichzeitig hat sich allerdings auch der Pelletspreis entsprechend entwickelt: „Derzeit halten wir bei rund 220 Euro pro Tonne – eine bittere Pille für jene, die im Frühjahr 2005 auf Pellets umgestiegen sind“, räumt Rakos ein. Damals war der Pelletspreis am Tiefstand von 153 Euro die Tonne gelegen. Trotzdem sei dies angesichts der historischen Preiszyklen „ein vertretbarer Preis“, argumentiert Rakos: Im Vergleich der Energiekosten seien die Pellets derzeit bei 4,5 Cent pro Kilowattstunde – während eine mit Erdgas produzierte kWh Energie bereits 5,9 Cent kostet und Heizöl el gar 7,1 Cent. Strom kostet glatt 14,69 Cent/kWh.
Für 2007 sei zu erwarten, dass sich die Preise „sicher stabilisieren, möglicherweise sogar zurückgehen“. Denn der Pelletspreis reagiere direkt auf Angebot und Nachfrage. Nach einem jahrelangen Überangebot waren die Produzenten vom plötzlichen Boom überrascht worden. Jetzt aber wird mächtig investiert: Nicht nur, dass neue Werke entstehen; „fast alle österreichischen Hersteller weiten ihre Kapazitäten aus“, weiß Rakos. Zum Beispiel werden Trockner-Anlagen für die Sägespäne erweitert oder Mühlen für die Bearbeitung von Hackschnitzel errichtet. Dazu kommt, dass vor allem in Osteuropa bald neue Betriebe starten: Vor allem im Baltikum, in der Ukraine, Tschechien und Slowakei.