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Foto: AP/EGGENBERGER/ORF/Schafler
Manchmal können auch Interviews, die diese Bezeichnung gar nicht mehr verdienen, Wellen schlagen. Zumindest scheint es in der Redaktion der "ZiB 2" so gewesen zu sein.

Wir erinnern uns: Als Ingrid Thurnher vor knapp zwei Wochen Finanzminister Karl-Heinz Grasser zu seinen widersprüchlichen Aussagen bezüglich seines Yachtausflugs mit dem in den Bawag-Skandal involvierten Wolfgang Flöttl "befragte", verstummte sie fast gänzlich und verschwand vom Bildschirm, der minutenlang nur noch die Marke KHG beim Aufsagen ihres sich reinwaschenden NLP-Programms zeigte.

Hätte Grasser in seiner programmierten Freundlichkeit nicht ständig Thurnhers Namen erwähnt - "Schaun Sie, Frau Thurnher, ich war dorten nur weil . . ." - man hätte glatt vergessen, dass dieses selbstherrliche Plädoyer für sich und sein Tun eigentlich als Interview angedacht gewesen war.

Wie ausgewechselt erschien Thurnher am Mittwoch, als der bislang unangefochtene Meister der Disziplin "Wahrheitsinterpretation", Jörg Haider, eingeladen war, um bezüglich seines Zickzackkurses rund um den in den Aufsichtsrat der Kärntner Landeshypo wechselnden Banker Wolfgang Kulterer Rede und Antwort zu stehen.

Nicht, dass dieser konkret auf ihre Fragen geantwortet hätte - er ist schließlich Politiker. Aber Thurnher ließ nicht locker und gab Haider keine Gelegenheit, sein Handeln in dieser Angelegenheit so hinzustellen, wie es ihm politisch recht gewesen wäre.

Bitterer Nachgeschmack kann so süß sein. (flu/dER STANDARD; Printausgabe, 4.8.2006)