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Foto: DPA/Wintershall
Kiew/Wien - Die Ukraine will offenbar eine Wiederholung des Gas-Konflikts mit Russland vom Beginn dieses Jahres vermeiden und füllt systematisch ihre Erdgaslager auf, um einen Engpass bei der Versorgung im kommenden Winter zu vermeiden. Bis zum Beginn der Heizsaison am 15. Oktober sollen die Vorräte auf 24 Mrd. m3 aufgestockt werden, berichtete der Energie-Informationsdienst Platts.

Um die Gaseinkäufe zu finanzieren, hat das ukrainische Unternehmen UkrGazEnergo einen Kredit über 110 Mio. Dollar (86,2 Mio. Euro) bei den ukrainischen Raiffeisen-Tochterbanken aufgenommen, wie das "WirtschaftsBlatt" heute, Mittwoch, berichtete. Insgesamt soll der Finanzierungsbedarf laut Agenturberichten 1 Mrd. Dollar betragen.

Nach dem Gasstreit

UkrGazEnergo wurde heuer nach dem Gasstreit mit Russland gegründet und ist ein Joint Venture des ukrainischen Versorgers Neftegaz Ukrainy und der in der Schweiz registrierten RosUkrEnergo.

Zur Erinnerung: RosUkrEnergo importiert Erdgas aus Turkmenistan nach Osteuropa und hat ein Monopol auf Gaseinfuhren in die Ukraine. Das Unternehmen gehört zur Hälfte dem russischen Gasriesen Gazprom, die andere Hälfte hielt bis zum heurigen Frühjahr die RIAG (Raiffeisen Investment AG) über ihre Tochter Centragas für die beiden ukrainischen Geschäftsleute Dmitry Firtash und Ivan Fursin. Firtash ist in der Ukraine u.a. als Eigentümer des Basketball-Klubs BC Kiew bekannt. Fursin ist Hauptaktionär der Odessa-Filmstudios und Miteigentümer der Misto-bank.

Schiefer Haussegen

Zwischen der RosUkrEnergo und ihrem staatlichen ukrainischen Partner Neftegaz Ukrainy dürfte der Haussegen derzeit ziemlich schief hängen: Nach Berechnungen der RosUkrEnergo schuldet ihr Neftegaz allein für Gaslieferungen im ersten Quartal d.J. 371,8 Mio. Dollar (290,5 Mio. Euro), wie die ukrainische Wirtschaftszeitung "Ekonomitscheskije Izvestija" heute, Mittwoch, berichtete. RosUkrEnergo habe der Neftegaz eine Frist bis 15. August zur Begleichung der Schuld gesetzt, ansonsten werde man sich an ein Schiedsgericht in Stockholm wenden, zitiert der Bericht aus einem Brief von RosUkrEnergo.

Unterdessen gab UkrGazEnergo-Chef Igor Voronin einen Zahlungseingang in Höhe von 200 Mio. Euro seitens der Muttergesellschaft Neftegaz bekannt. Damit schulde Neftegaz der UkrGazEnergo nur noch rund 10 Mio. Dollar. Neftegaz-Präsident Oleksandr Bolkisev hatte Anfang Juli angekündigt, sein Unternehmen wolle seine Schulden gegenüber RosUkrEnergo für Gaslieferungen sowie die Zahlungsverpflichtungen gegenüber UkrGazEnergo bis Ende August begleichen.

Laut Platts hat die Ukraine bis 24. Juli 8,8 Mrd. m3 Gas in ihre Vorratsspeicher gepumpt. Die Ukraine verfügt derzeit über 13 unterirdische Gasspeicher mit einer Gesamtkapazität von 32 Mrd. m3. Die meisten davon befinden sich im Westen des Landes. (APA)