Wien - Wenn schwüle Luft in überhitzten Räumen steht, hängt jedwede körperliche und geistige Bewegung vom Grad der künstlichen Abkühlung ab. Weil dadurch aber der Energieverbrauch durch Klimageräte und Ventilatoren - diametral zum hitzebedingten Absinken der menschlichen Energie - in die Höhe schießt, plädiert Grünen-Gemeinderat Christoph Chorherr für "Alternativen zu stromfressenden Klimaanlagen".
Der Beginn bei der von Chorherr angepeilten "Energiewende"müsste bei Bürotürmen gemacht werden, die großteils "idiotisch"gebaut seien: Sie gehören zu den größten Energieverschwendern, da sie sich mit ihren gläsernen Fassaden im Sommer in Treibhäuser verwandeln und nur unter großem Aufwand klimatisiert werden können. Während der Heizwärmebedarf im Winter durchschnittlich bei rund 60 Kilowattstunden pro Quadratmeter liege, würden die Klimaanlagen in gläsernen Bürobauten im Sommer bis zu 300 Kilolwattstunden benötigen.
20 bis 30 Prozent mehr Strom
An heißen Tagen werden Schätzungen des niederösterreichischen Stromerzeugers EVN zufolge 20 bis 30 Prozent mehr Strom verbraucht, in Wien steigt der Bedarf laut Wien Energie um zehn Prozent gegenüber kühleren Tagen. "Das ist nicht notwendig", meint Chorherr: "Wir sind bei den Klimaanlagen dort, wo wir beim Heizen Anfang der 70er-Jahre waren."
Vorrangig sei es deswegen, nicht nur das Thema im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern, sondern die Bauordnungen zu adaptieren und damit den Bau von energiesparenden "Passivhäusern"zu forcieren. Neben der entsprechenden Dämmung könnten auch außen liegende Beschattung, natürliche Luftströmungen, Erd- und Grundwassersonden zur Kühlung genutzt werden, ebenso wie neue Technologie wie etwa die Nutzung der Sonnenenergie durch "solar cooling".
Derzeit werde auf Initiative der EU die Verankerung von energiesparenden Maßnahmen, unter anderem was die Kühlung von Gebäuden betrifft, in der Bauordnungskommission diskutiert, heißt es aus dem Büro des Wiener Wohnbaustadtrats Werner Faymann.
Energieengpass droht
"Wenn nicht bald etwas passiert, steuert Europa auf einen Energieengpass zu", warnte Chorherr am Montag vor den Folgen des hohen Stromverbrauchs. Wenn die Klimaanlagen auf Hochtouren laufen, seien sommerliche Stromausfälle, wie sie in Kalifornien immer wieder auftreten, unvermeidlich.
Denn auch Kohlekraft- und Atomkraftwerke müssten ihre Produktion drosseln, wenn die Pegelstände der Flüsse sinken, deren Wasser für die Kühlung der Kraftwerke benötigt wird. An Spitzentagen würden in den 15 alten EU-Mitgliedsstaaten allein neun Kraftwerke für die Kühlung arbeiten.