Köstliches aus dem fernen Westen Europas bietet die atmosphärische Baracke. Besitzerin Lucinda Vinho Tavares hatte eine simple Geschäftsidee: "Ich wollte Qualität bieten."

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Wien – Lucinda Vinho Tavares, eine besonders gastfreundliche Mischung aus Wirtin und Künstlerin, hat ihren Lebenstraum vom eigenen Restaurant verwirklicht. Das "a Barraca" hinter dem Juridicum in der Wiener Innenstadt ist aus dem spärlichen Angebot an qualitativ hochwertiger portugiesischer Küche nicht mehr wegzudenken. Von Lucindas Mutter stammen die Rezepte und die selbst eingelegten Oliven. Mit zusätzlicher Hilfe von Arbeitsmarktservice und Wirtschaftskammer glückte ihr im Herbst 2004 der Schritt in die Selbstständigkeit – aus der Arbeitslosigkeit heraus. Obrigado!

Tolle Unterstützung

"Ich hatte großes Glück und bekam tolle Unterstützung, Ich hatte etwas gespart und erhielt zusätzlich einen Kredit für die Betriebsnachfolge", erzählt Vinho Tavares. Seit 18 Jahren lebt sie in Österreich und arbeitete vor "ihrem" Restaurant in drei verschiedenen Lokalen im Service und in der Küche, bis der letzte Betrieb geschlossen wurde.

Vinho Tavares zögerte nicht lange und angelte sich das atmosphärische Mini-Lokal in der Hohenstaufengasse 7. Mit ein Grund für den "Stress" zu Beginn: "Den Kredit habe ich nur unter der Bedingung bekommen, dass das Lokal maximal drei Monate zugesperrt ist und dann wieder öffnet. Da musste alles sehr schnell gehen, vor allem weil es in Österreich ja kaum portugiesische Produkte gibt."

Auf dem Weg in die Selbstständigkeit

Das Arbeitsmarktservice unterstützt Arbeitslose schon seit 1995 auf dem Weg in die Selbstständigkeit, aber nur wer diesen freiwillig gehen will, sagt AMS-Vorstand Johannes Kopf. Geschäftsideen und Business Pläne werden solange auf ihre Marktreife abgeklopft, bis am Ende rund ein Drittel der ursprünglich Gründungswilligen tatsächlich den Sprung ins manchmal kalte Wasser wagt.

In der unternehmerischen Startphase gibt es weiterhin das Arbeitslosengeld und Zuschüsse zur gewerblichen Sozialversicherung, nur heißt das AMS-Geld dann Gründungsbeihilfe. 14 Millionen Euro lässt sich der Staat über das Arbeitsmarktservice die Förderung der neuen Selbstständigen jedes Jahr kosten – Tendenz steigend.

Notorische Scheu

Firmengründer wie Vinho Tavares oder Andreas Jaritz mit seiner Firma Crisu Brandschutztechnik oder Robert Werthan, der mit zwei Kollegen "Untitled productions", eine Sound- und Multimedia-Agentur, aus dem Boden gestampft hat, belegen den Trend: Wurden im Jahr 1999 rund 2000 Firmen aus der Arbeitslosigkeit heraus gegründet, sind es heute schon rund 4000 pro Jahr. Bei der notorischen Scheu vor der Selbstständigkeit in Österreich ein toller Erfolg, so AMS-Vorstand Kopf, den vor allem der Beschäftigungseffekt und die "Überlebensrate" der Unternehmen freut.

Jeder Firmengründer, wie wohl zu Beginn in aller Regel allein, schaffe im Durchschnitt der ersten fünf Jahre 1,3 zusätzliche Angestellten-Jobs. Das AMS hat also den nahezu zweieinhalbfachen Nutzen aus dem Programm. Und nach fünf Jahren würden immerhin noch 73 Prozent der Betriebe existieren, eine Rate, die sogar leicht über jener der insgesamten Firmengründungen liegt (71,7 Prozent). (Michael Bachner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.7.2006)