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Wahlveranstaltung des Präsidentschafts-
kandidaten Jean-Pierre Bemba in Kinshasa.

Foto: AP /Jerome Delay
Bunia/Kongo - Vor den historischen Präsidenten- und Parlamentswahlen am Sonntag im Kongo mehren sich die Zeichen der Hoffnung, aber auch der Gewalt. Bei einer Kundgebung in der Hauptstadt Kinshasa kam es am Donnerstagabend zu Ausschreitungen, denen mindestens sieben Menschen zum Opfer fielen. In der östlichen Unruheprovinz Ituri erklärten sich unterdessen die beiden letzten großen Rebellengruppen zur Entwaffnung bereit, um im Gegenzug eine Amnestie sowie Posten in den offiziellen Streitkräften zu erhalten.

Gebäude in Brand gesetzt

Auslöser der Unruhen in Kinshasa war ein Brand im Lager der Anhänger des Kandidaten Jean-Pierre Bemba, eines früheren Rebellenführers. Auch das Haus des Leibwächters von Bemba ging aus zunächst ungeklärten Gründen in Flammen auf, wobei zwei Babys getötet wurden. Bei einer Kundgebung für Bemba mit rund 20.000 Teilnehmern in einem Stadion der Hauptstadt herrschte deshalb eine aufgebrachte Stimmung.

Konvoi der EU-Truppe geriet in Menschenmenge

Die Bemba-Anhänger beschuldigten französische Kampfflieger, die Gebäude bombardiert zu haben. Ein Sprecher der EU-Truppen wies den Vorwurf zurück. Zuvor war bereits ein Konvoi der EU-Truppe (EUFOR) im Kongo in Menschenmenge hineingeraten, die auf Bembas Ankunft wartete. Randalierende Bemba-Anhänger griffen die Autos der deutschen und französischen Soldaten mit Steinen und Holzlatten an. Drei Franzosen wurden leicht verletzt, zwei Autoscheiben zertrümmert.

Mehrere Polizisten getötet

Ein Soldat, der angeblich in die Menge gefeuert haben soll, wurde bei lebendigem Leibe verbrannt. Später zogen marodierende Jugendliche plündernd durch Kinshasa und setzten eine Kirche in Brand, vor der Wahlplakate des Spitzenkandidaten Joseph Kabila standen. Nach UN-Angaben wurden zwei Polizisten und mehrere Zivilpersonen getötet.

UN-Truppen vorbereitet

Der Gewaltausbruch in Kinshasa kurz vor den Wahlen im Kongo kam für die Vereinten Nationen nicht unerwartet. Der politische Direktor der UN-Mission, Albrecht Konze, sagte am Freitag gegenüber einem deutschen Radiosender, der Wahlkampf sei über lange Zeit "relativ ruhig und fast gewaltfrei" verlaufen. Dies habe die Wahlbeobachter positiv überrascht.

"Jetzt, in den letzten Tagen, droht es noch einmal abzugleiten", fügte er hinzu. Die UN und die EU-Truppen müssten sich mit ihren Kontakten in die politischen Lager darum bemühen, Eskalationen zu verhindern. Konze warnte, später könne es noch schwieriger werden. "Wenn etwa zehn Tage keine Wahlergebnisse veröffentlicht werden, weil sie einfach noch gar nicht feststehen. Und wenn die Ergebnisse dann da sind, wird sich zeigen: Ist der Drittplatzierte vielleicht unzufrieden, weil er nicht in der Stichwahl ist? Das ist dann ein besonderer Fieberpunkt."

Entwaffnung der Milizen im Osten

Die Bereitschaft der Milizen im Osten Kongos, ihre Waffen niederzulegen, wurde von den Vereinten Nationen aber als wichtiger Schritt auf dem Weg zum Frieden in der Region gewertet. Weit über 10.000 Kämpfer sind von dieser Entscheidung der einstigen Rebellenführer betroffen. Ihre Eingliederung in die Streitkräfte wird von Menschenrechtsgruppen allerdings skeptisch gesehen. "Es sendet das Signal aus, dass man, um Oberst zu werden, sich nur ein Gewehr schnappen und ein paar Leute umlegen muss", kritisierte Anneke Van Woudenberg von Human Rights Watch.

Die Kongolesen können am Sonntag erstmals seit über 40 Jahren ihren Präsidenten und das Parlament frei wählen. Die Abstimmung wird von den UN überwacht, für die der Einsatz der größte und komplexeste dieser Art in ihrer Geschichte ist. Insgesamt 17.000 UN-Friedenssoldaten sind in dem Land stationiert. Die Europäer schickten zusätzlich rund 2000 Soldaten zur Absicherung der Wahl in den Kongo und nach Gabun. Die Wahlen sollen einen Schlussstrich ziehen unter den Bürgerkrieg, bei dem im Kongo zwischen 1998 und 2003 vier Millionen Menschen umgekommen waren. (APA/Reuters/dpa)