Salzburg - Plagiatstellen, unsauber abgeschriebene Zitate,
falsche Belege, fehlende Verweise, historische Verfälschungen: Eine
mit "Sehr gut" beurteilte Diplomarbeit zum Thema "Homosexualität im
Dritten Reich" an der Universität Salzburg erweise sich als neue
Fundgrube für wissenschaftliches Fehlverhalten. Diesen Vorwurf erhebt
der Salzburger Medienforscher Stefan Weber.
"Bei einem derart sensiblen Thema, das genaueste Recherche
verlangt, stimmt dies besonders traurig", urteilt Weber. Der
Medienforscher hat an der Universität Salzburg bereits mehrere
Plagiatfälle aufgedeckt, "ohne dass der Rektor bisher reagiert hat
oder die nötigen institutionellen Veränderungen eingeleitet hätte".
Keine Quellenangaben
"Der NS-Staat war ein äußerst gewalttätiges Patriarchat mit einer
extremen Rollenpolarisierung der Geschlechter." Dies schrieb 2004
eine Studentin in einer Diplomarbeit am Fachbereich
Politikwissenschaft der Universität Salzburg - und zwar ohne
Anführungszeichen. Doch leider stammt der Satz, wie so vieles andere
in dem Werk, nicht von der Autorin. Und in einem Kapitel über
"Medizinische Experimente innerhalb der KZ" schildert die Autorin den
Fall einer Zwangsoperation, die sich jedoch eigentlich bereits 1926
ereignet hatte. Zwei Beispiele statt vieler.
Ausgezeichnet und "Sehr gut"
Die Beweise für den aktuellen Fall erhielt Weber von der Wiener
Politologin Gudrun Hauer. Hauer wurde in der Arbeit sogar selbst
plagiiert. Die Diplomarbeit wurde 2004 von der betreuenden Salzburger
Professorin Barbara Wicha mit "Sehr gut" beurteilt und 2006 auch in
Buchform veröffentlicht. Als Veranstaltung der Universität wurde das
Buch heuer Mitte Juni auch im Haus für Gesellschaftswissenschaften
präsentiert. Überdies wurde die Arbeit auch noch für den Erika-
Weinzierl-Preis für Diplomarbeiten und Disserationen, die frauen-/ geschlechtsspezifischen Fragestellungen nachgehen, der Universität Salzburg eingereicht, teilte Weber
mit. (APA)