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Undurchsichtig und voller Geheimnisse war das Riesenreich der russischen Gasprom seit jeher. Wegen des Versuchs, an den europäischen Endkunden zu kommen, ist nun mehr Transparenz nötig.

Foto: APA/dpa/Patrick Lux
Moskau - Mit der Auswahl seiner Exportpartner hat die russische Gasprom schon öfters Rätsel aufgegeben. Offenbar im Sinne größerer Transparenz hat man sich von einem dieser Partner getrennt: Der in Wien ansässige Unternehmer Robert Nowikovsky hat nun seine Anteile an der Centrex Group abgegeben.

Doch der Reihe nach: Das berühmteste Export-Rätsel von Gasprom ist das Transitkonsortium RosUkrEnergo, das Gas in die Ukraine und nach Europa transportiert und deren wahre Begünstigte seit langem unter anderem in der Organisierten Kriminalität vermutet werden - 50 Prozent hält die RIAG, eine Raiffeisentochter, treuhändisch.

Weniger von sich reden machte eine andere Exportlinie, die über Österreich führt - die 2003 gegründete Gasfirma Centrex Group (CG), über die Gasprom ins europäische Endkundengeschäft vordringen will.

20 Prozent verkauft

80 Prozent an der Centrex Group hielt bisher die I.D.F. Anlagegesellschaft, eine österreichische Tochter der Gasprombank. 20 Prozent davon gehörten der R.N. Privatstiftung, ein Investmentfond des in Wien ansässigen Unternehmers Robert Nowikovsky.

Wie das russische Wirtschaftsblatt Wedomostinun erfuhr, hat Nowikovsky seinen Anteil im April an die Gasprombank verkauft.

Laut einer Nowikovsky nahe stehenden Quelle wolle sich dieser auf sein Business in Weißrussland konzentrieren. Von dort exportiert er als Mitbesitzer der österreichischen Firma Jurimex Ölprodukte.

Die guten Kontakte zu Weißrussland bestehen seit den 90er-Jahren. Laut weißrussischer Medien belieferte Nowikovsky schon seit dem Jahr 1991 satte 20 Prozent der weißrussischen Raffinerien mit russischem Öl.

Gemäß Pressedienst des weißrussischen Präsidenten hatte dieser am 8. Jänner ein Treffen mit Jurimex, wo außerdem über eine Erweiterung der Zusammenarbeit im Energiebereich gesprochen wurde. Beabsichtigt sei, dass Jurimex in die Ölraffinerie NAFTAN AG investiert.

Zur Verarbeitung russischen Öls wollte Nowikovsky übrigens im Vorjahr gemeinsam mit dem in Wien lebenden Gasprom-Exilanten Jakow Goldowski auch Litauens größte Raffinerie Mazeikiu Nafta, die zum zerschlagenen Yukos-Konzern gehört, erwerben.

Partnerschaftlich verbunden mit Gasprom ist Nowikovsky, der auch im Verwaltungsrat des Fußballklubs Austria Wien sitzt und 1999 in die Parteispendenaffäre für den israelischen Verkehrsminister Avigdor Lieberman verwickelt gewesen sein soll, schon lange über den Präsidenten der Gasprombank Andrej Akimov.

Alte Freunde

Akimov leitete über Jahre hinweg die Wien-Filiale der Öl- und Finanzkompanie IMAG, übrigens gemeinsam mit dem jetzigen Gasprom-Vizechef Alexandr Medwedjew.

Einen anderen Grund für den Verkauf der Centrex-Anteile nennt ein Gasprom-Mitarbeiter gegenüber Wedomosti. Demnach hätten Gasprom-Manager darauf bestanden, weil sie Vorwürfe der Intransparenz im Gasexport hintanhalten wollen. Gerade an der Intransparenz war im Vorjahr ein Exportdeal mit Italien gescheitert.

Gasprom wollte über die Firma Central Italien Gas Holding (CIGH) an den Endkunden verkaufen, scheiterte aber an italienischen Parlamentarier, die enthüllten, dass neben Centrex (40 Prozent) auch Bruno Mentasti Granelli (33,9 Prozent) in der CIGH saßen. Granelli machten sie als Strohmann für Ex-Premier Silvio Berlusconi aus.

Analysten sehen im Ausstieg Nowikovskys aus Centrex einen Transparenzgewinn - ihnen war schon immer unverständlich, warum Gasprom seine Verkaufserlöse mit Privatunternehmern teilt. (Eduard Steiner, Moskau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.7.2006)