Im konventionellen Theater beblicken Menschen andere Menschen und erfahren sich dabei selbst. Mit diesem zumindest für den westeuropäischen Kulturkreis gültigen Prinzip spielt der auch für seine neueren Werke wie Pichet Klunchun and myself (ImPulsTanz: 12. und 13. 8.) gefeierte Choreograf Jérôme Bel.
Jeder Einzelne im Zuschauerraum hat sein eigenes Archiv der Erinnerungen. Dieses wird mittels allgegenwär- tiger Songs von Nick Cave, John Lennon, Queen oder Edith Piaf und deren performativen Präsentationen aufgerufen. Die meist im Halbkreis oder in einer Linie aufgestellten Akteure sind uns als Zuschauenden gerade in ihrer Alltäglichkeit, ihrem Pathos, mit ihren Ticks und Maskeraden nahe - und einfach schön.
Man erinnert sich an eine verlorene Liebe, den ersten gemeinsamen Discotanz oder an Tränen bei einem sentimentalen Kinofilm. Trotz Bels Ironisierung dieser Gefühle wirken diese auch hier. Leiden, Lachen, Tod, Trauer, Zärtlichkeit werden als Fragmente einer Sprache des Tanzes erlebbar gemacht und gleichzeitig reflektiert. So begegnet die Repräsentation von kulturellen Zeichensystemen der Sehnsucht nach dem Imaginären.