Torsten-Jörn Klein, Auslandsvorstand von Gruner+Jahr, drängt die Fellners aus dem Beirat der News- Gruppe.

Foto: G+J
Grafik: DER STANDARD
Montagmittag traf Torsten-Jörn Klein die Brüder Fellner. Der Auslandsvorstand der Bertelsmanntochter Gruner + Jahr eröffnete den Mitgesellschaftern der Verlagsgruppe News: Sie sind im zentralen Entscheidungsorgan des Magazinriesen, dem Gesellschafterbeirat, nicht mehr erwünscht. Gesellschafter Kurier, der Raiffeisen und WAZ-Gruppe gehört, steht nach STANDARD-Infos dazu.

Die Fellners gingen nicht freiwillig, also lösen die übrigen Gesellschafter den Beirat auf. Bisherige Mitglieder wie Klein, Erwin Hameseder (Raiffeisen) und Hans-Georg Otto (Kurier) nennen sich nun Berater des Magazinkonzerns und seiner Geschäftsführung. Wolfgang und Helmuth Fellner zählen nicht dazu.

An ihrer Beteiligung von 18,675 Prozent können die Mitgesellschafter nichts ändern. Der von den Brüdern gestellten Geschäftsführerin der gemeinsamen Beteiligungsgesellschaft von G+J und Fellners wollen die Hamburger aber den Rückzug nahelegen. Wegen Fellners Zeitungsprojekt Österreich "ist partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Fellners nicht mehr möglich. Da mussten die übrigen Gesellschafter einfach ein Stop setzen", begründet Klein das dem STANDARD.

Den Feind im Haus

"Österreich ist keine reine Tageszeitung", erklärt er: "Mit dem täglichen Magazinteil stellt sich das Blatt nicht nur gegen die österreichischen Tageszeitungen, sondern auch ganz eindeutig gegen die Titel der Verlagsgruppe News. Für die News-Gesellschafter ist völlig klar: Wir positionieren uns eindeutig gegen dieses Projekt."

Die Fellners wollen ihre Zeitung Anfang September starten, eineinhalb Monate davor ziehen die Mitgesellschafter bei News die Notbremse: "Wir konnten es nicht länger zulassen, dass die Fellners Informationen gegen die News-Gruppe und für ihr Projekt nutzen, die sie als News-Gesellschafter erhalten", argumentiert Klein: "Sie haben reihenweise Mitarbeiter abgeworben, haben Fotomaterial aus Woman ohne Zustimmung verwendet."

"Nicht mehr hinnehmbar"

Klein schäumt wegen Wolfgang Fellners Äußerungen ("Windeln voll", "Nerven blank", "fällt nichts Eigenes mehr ein") über die Verlagsgruppe und News: "Das war nicht mehr hinnehmbar." Er verweist auf Enthüllungen zu Eurofightern, Bawag, Fendrich: "Österreich redet wieder über News."

Der Verlagsmanager bestätigt rechtliche Schritte gegen die Fellners. Präzisieren wollte er sie zunächst aber nicht. Nach STANDARD-Informationen dürfte es um eine Klage wegen der Verwendung von Woman-Fotomaterial für Österreich-Layouts gehen.

Klein kontert bereitwillig über das Konkurrenzprodukt der Fellners: Sie ließen 40.000 Abos verlauten, Klein hört von „knapp 20.000 Probeabos – und die zum Schnäppchenpreis in Verbindung mit Robbie-Williams-Tickets und immer neuen Traumhäusern. Wenn sie gut sind und richtig viel Glück haben, können sie daraus 10.000 harte Abos generieren. Das sieht nicht gut aus. Da wird man wieder einmal im großen Stil verschenken müssen.“ Klein vermutet Probleme beim Druck der neuen Tageszeitung, weil die Fellners von einzelnen mit Inseraten „ausgebuchten“ Ausgaben sprechen: "Bei Zeitungen gibt es keine ausgebuchten Tage, da man Blattumfänge nach Belieben erhöhen kann."

Abgänge vorm Start

Der Auslandsmanager von Europas größtem Zeitschriftenkonzern leitete früher die Berliner Zeitungsgruppe und weiß: "So ein tägliches Objekt ist eine komplexe Sache." Die Fellners müssten "alleine eine Hauszustellung aufbauen", "natürlich läuft auch ein Redaktionssystem nicht von Anfang an wie geschmiert". An Layouts "wird noch gearbeitet werden müssen" (Daran werkt Wolfgang Fellner derzeit).

Klein: "Einige Mitarbeiter verlassen das Fellner-Projekt schon wieder." Darunter mehr als ein halbes Dutzend aus dem Inseratensektor, etwa jener Mann, der Job- und Immobilienteil vom Start weg aufbauen sollte. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 25.7.2006)