Christian Mandl: "Die effizientesten Airlines werden überleben. Und wir sind eine davon."

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Wien - Wer wie Christian Mandl, Chef und Miteigentümer der slowakischen Billigairline SkyEurope, fünf Tage nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 eine Fluggesellschaft gründet, muss optimistisch sein. Aus der angekündigte Kapitalerhöhung wird jedenfalls vorerst nichts. "Die Märkte sind zu ungeduldig und wir brauchen noch ein bisschen Zeit, um in die schwarzen Zahlen zu kommen", argumentiert Mandl.

Die Voraussetzungen sind jedenfalls denkbar schlecht: Im Halbjahr betrug der Verlust 33,6 Mio. Euro, das Eigenkapital schrumpfte auf mittlerweile 300.000 Euro, die 53 Mio. Euro, die die Kapitalerhöhung im Herbst in die Kassa spülte, sind verbraucht und die Liquidität ist mit rund zwölf Mio. Euro auch nicht brüllend. Der Kurs der in Wien und Warschau gelisteten Airline sank auf 2,5 Euro je Aktie, was zwar über dem Jahrestief (1,99), aber weit weg vom Jahreshoch (6,35 Euro) liegt. Und der Kredit über 220 Mio. Dollar bei der Bank of Scotland muss auch bedient werden. Dazu kommen heuer um 50 Prozent Mehrausgaben für Kerosin.

"Im Moment gibt es keinen Grund zur Panik", versucht Mandl im Gespräch mit dem Standard jene Gerüchte zu zerstreuen, die der Airline keine großen Überlebenschancen geben. "Ich bin der Meinung, dass SkyEurope (16 Flieger, 2,25 Mio. Passagiere) mehr wert ist als die gegenwärtige Börsenkapitalisierung von 40 Mio. Euro."

Um das weitere Wachstum und die bestellten Flieger (21 sind fix, für elf gibt es eine Kaufoption) finanzieren zu können, braucht die Airline jedenfalls Geld. Doch an die im Juni bei der Hauptversammlung beschlossene Kapitalerhöhung ist angesichts des negativen Börsenumfelds und des niedrigen Kurses nicht zu denken. Für Mandl tritt nun Plan B in Kraft. Er holte sich die Schweizer Großbank UBS an Bord, die nun an "Optionen für die Finanzierung"gemeinsam mit der CA IB arbeitet. Aufgabe der Banken wird es sein, bis 31. Oktober (so lange hat SkyEurope Zeit den Kapitalrahmen von 20 Mio. neuer Aktien und zehn Mio. genehmigtes Kapital abzurufen) Investoren zu finden, die bereit sind, die weitere Expansion der auf Ost- und Südosteuropa spezialisierten Airline zu finanzieren.

Mandl macht sich "jedenfalls keine Sorgen, dass es genug Interessenten gibt". Er spricht von Fonds, vor allem aus den USA, die auf Luftfahrt spezialisiert sind und antizyklisch investieren. Die Kapitalerhöhung müssten ja nicht zwingend die Altaktionäre (hauptsächlich private Investoren und Fonds) zeichnen. Mandl: "Ich glaube, dass wir innerhalb der Frist die Möglichkeit haben, Geld zu bekommen. Zuletzt hatten wir einfach Pech, dass die Märkte seit Mai eingebrochen sind."

Kritische Größe

SkyEurope ist zum Wachstum verdammt. Neue Flugziele sind laut Mandl notwendig. Denn die Airline erreiche erst mit 20 bis 25 Maschinen jene kritische Größe, die eine Reduktion der Kosten und damit das Erreichen der Gewinnschwelle bringe. Derzeit bedient SkyEurope 70 Strecken, 37 Flugziele in 19 Ländern. "Wir hatten seit Februar 2002 ein durchschnittliches Wachstum von jährlich 140 Prozent, in den nächsten Jahren soll das auf jene 35 Prozent gedrosselt werden, das auch Ryanair und EasyJet haben."Mandl verweist darauf, dass seine Stückkosten pro Angestellten mit durchschnittlich 18.000 Euro pro Jahr deutlich unter jenen 55.000 Euro von Ryanair &Co liegen. Auch bei den Einnahmen pro Passagier liege SkyEurope mit 58 Euro vor Ryanair (49 Euro) und gering hinter EasyJet (62 Euro). "Was uns fehlt, ist der Ladefaktor, der sich erst mit der Größe einstellt", so der Airliner.

Schwarze Zahlen

"Unser internes Ziel ist es, 2007 schwarze Zahlen zu schreiben und ich glaube, dass uns das durch die Kostenreduktion gelingen wird", betonte Mandl. Neben zusätzlich Routen Richtung Rumänien und Bulgarien verstärken ab September auch drei neue Manager das Team: Karim Makhlouf als Vertriebschef, Lane Zirnhelt als Finanzmanager und Benjamin Djiane für die Kommunikation. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.7.2006)