Rom - Im Berufungsprozess um den italienischen Fußball-Skandal gibt es voraussichtlich keine Gnade. Wie die Zeitung "La Gazzetta dello Sport" berichtete, dürfte das römische Sportgericht am Montag den Zwangsabstieg der Spitzenclubs Juventus Turin, AC Fiorentina und Lazio Rom in die Zweite Liga besiegeln. Auch den in erster Instanz beschlossenen Champions-League-Ausschluss für den AC Milan dürften die Richter bestätigen. Doch schon zeichnet sich ein neues Drama ab: Die Vereine drohen, vor Zivilgerichte zu ziehen. Der Beginn der Saison könnte sich verzögern, das Chaos wird immer größer.

Seit Samstag stehen die Angeklagten wieder vor den Richtern, diesmal wurde als Tagungsort ausgerechnet das Luxushotel "Parco dei Principi" (Der Park der Prinzen) gewählt. Gleich zu Beginn kam es zum Schlagabtausch zwischen Anwälten und Anklage. Staatsanwalt Stefano Palazzi pocht auf Härte: "Die Gesetzeswidrigkeiten sind vollständig bewiesen." Allen voran habe Rekordmeister Juve bei den Spiel-Manipulationen mitgemischt. Der Anwalt des hauptverdächtigen Ex-Juventus-Managers Luciano Moggi hält dagegen: "Es existieren keine Beweise für gesetzeswidriges Handeln."

Sogar am "heiligen Sonntag" wurde verhandelt. Denn das Gericht steht unter Zeitdruck: Daher soll schon am Montagabend das Urteil gefällt werden. Spätestens am Dienstag muss der italienische Fußballverband (FIGC) der UEFA die Teilnehmer für die europäischen Wettbewerbe mitteilen. "Trotzdem garantieren wir ein gerechtes Urteil", versprach der Vorsitzende Richter Piero Sandulli.

Wie die "Gazzetta" schreibt, dürften die Richter allerdings bei den Strafpunkten ein wenig Milde walten lassen. In der ersten Instanz hatte Juve 30 Minuspunkte für die nächste Saison erhalten: Dies würde einen raschen Wiederaufstieg in die oberste Spielklasse gefährden. Wie das Blatt meint, könnten die Richter fünf bis zehn Strafpunkte erlassen. Unterdessen macht sich Inter Mailands Präsident Massimo Moratti immer mehr dafür stark, dass seinem Klub nachträglich der Meistertitel 2005/06 zugesprochen wird. Sein Motto: "Inter ist sauber".

Doch die "Prozess-Lawine" könnte erst so richtig ins Rollen kommen: Im Falle eines "ungünstigen" Urteils der Sportrichter wollen die Vereine vor das Verwaltungsgericht ziehen. Das habe bereits eigens Termine im Ferienmonat August freigehalten, heißt es. Auch Schiedsrichter Massimo De Santis, der zu Gunsten von Juve gepfiffen haben soll und deshalb in erster Instanz viereinhalb Jahre "Berufsverbot" bekam, spielt mit dem Gedanken zu klagen. Zudem könnte der Saisonstart durch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft von Neapel gegen den kalabresischen Serie-A-Club Reggina verzögert werden. Auch De Santis ist im Visier der staatlichen Ankläger. (APA/dpa)