Kabul - Anschläge und Kämpfe im Süden Afghanistans haben am Wochenende mindestens 50 Menschen in den Tod gerissen. Bei einem Doppelanschlag auf einen Militärkonvoi der Koalitionsstreitkräfte in Kandahar wurden am Samstag acht Menschen, darunter zwei Soldaten, getötet. Zu der von zwei Selbstmordattentätern in kurzem zeitlichen Abstand verübten Tat bekannten sich die radikal-islamischen Taliban. Afghanische Polizisten erschossen am Sonntag bei einem Gefecht in der Provinz Helmand nach eigenen Angaben 19 Taliban-Kämpfer.

Insgesamt töteten Militärs und Polizeikräfte am Wochenende in den südlichen Krisenregionen Afghanistans mindestens 49 Taliban- Kämpfer, hieß es. In der Provinz Helmand seien 17 Aufständische, darunter auch ausländische Kämpfer, festgenommen worden, teilte ein Sprecher der Provinz mit. An dem Großeinsatz seien mehrere hundert Polizisten beteiligt gewesen. Bereits am Freitag und Samstag hatten Soldaten in den umkämpften Provinzen mindestens 30 Taliban getötet.

Irakische Taktik

Beobachter wiesen darauf hin, dass die Taliban-Kämpfer zunehmend die Taktik irakische Aufständischer anwendeten. Ein Doppelanschlag mit Selbstmordattentätern ist eine oft im Irak angewandte Methode, um möglichst viele Menschen zu töten und zu verletzen. Der zweite Attentäter in Kandahar näherte sich am Samstag kurz nach der ersten Explosion zu Fuß einer Menge Schaulustiger und zündete seinen Sprengstoffgürtel, berichtete die Polizei.

Kommandanten der britischen Truppen in Afghanistan wollen laut einem Zeitungsbericht vom Sonntag ihre Soldaten aus isolierten Brennpunkten abziehen. Betroffen seien einzelne abgelegene Posten im Süden des Landes, die zunehmend Ziel von Angriffen mutmaßlicher Taliban-Kämpfer wurden. Es könne nötig werden, die britischen Truppen in Afghanistan neu zu strukturieren, zitierte die Zeitung "Sunday Telegraph" Quellen aus dem Verteidigungsministerium. Das Ministerium lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab.

Getötete Kanadier

Bei dem Doppel-Selbstmordanschlag in Kandahar kamen am Samstag zwei Soldaten der internationalen Koalitionstruppen und sechs Zivilisten ums Leben. 40 weitere Menschen, darunter acht ausländische Soldaten, wurden bei den Anschlägen verletzt, bestätigte ein Sprecher der Koalitionstruppen. Bei den Getöteten handelt es sich um zwei Kanadier, wie der US-Nachrichtensender CNN berichtete. Den Angaben zufolge war ein erster Selbstmordattentäter mit einem Kleinlaster in einen Konvoi der kanadischen Truppen gerast und hatte zwei Soldaten mit in den Tod gerissen. Als sich eine Stunde später zahlreiche Zivilisten um den Attentatsort scharten, sprengte sich ein zweiter Attentäter mitten in der Menge in die Luft.

Drei dänische Soldaten wurden bei einer Minenexplosion im Süden des Landes verletzt. Wie ein dänischer Militärsprecher am Sonntag mitteilte, geschah das Unglück am späten Samstagabend bei einem Patrouilleneinsatz. Die Verletzungen seien nicht lebensgefährlich. Deutsche Soldaten sind nicht in Südafghanistan eingesetzt.

Die südafghanischen Provinzen Urusgan, Kandahar, Zabul und Helmand waren in den vergangenen Wochen Schauplatz der heftigsten Kämpfe zwischen Regierungssoldaten und Taliban-Milizen, seit die Islamisten Ende 2001 von der Macht im Land vertrieben worden waren. Seit Anfang des Jahres sind in Afghanistan mehr als 1.300 Menschen bei Kämpfen ums Leben gekommen, die meisten von ihnen Aufständische. (APA/AP/dpa)