Graz/Wien - Die 1998 eingegangene Beteiligung des französischen Atomenergiekonzerns, Electricité de France (EdF), an der damaligen Estag, heute Energie Steiermark AG, dürfte noch diesen Sommer ihr Ende haben. Die EdF hält 25 Prozent plus eine Aktie des steirischen Strom-Konzerns. Laut eines Berichts der "Kleinen Zeitung" soll der Ausstieg der Franzosen bei einem Besuch Marc Boudiers, dem Vertreter der EdF, am Donnerstag in Graz fixiert worden sein.

Ein Sprecher von Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) gab jedoch am Freitag gegenüber dem Standard an: "Wir wissen noch nichts davon, dass diese Entscheidung fix ist." Trotzdem werde man bereits nächste Woche Verhandlungen über einen möglichen Verkauf der Anteile aufnehmen. Die Aufsichtsratschefs Peter Schachner und Josef Binder sollen diese mit der Verbundgesellschaft führen.

"Ob an den Verbund verkauft wird oder die Estag die Anteile zurückkauft, das steht alles noch nicht fest", heißt es aus dem Büro Voves weiter, "wichtig ist jetzt, dass wir das, was Schwarz-Blau 2000 mit den Südpol-Verträgen verbockt hat, wieder reparieren." (Mit den Südpol-Verträgen wurde die Estag-Stromtochter Steweag-Steg (SSG) an die Austrian Hydro Power (AHP) abgegeben, sodass die Energie Steiermark AG seither Strom zukaufen muss.)

"Interesse ungebrochen"

"Unser Interesse an der Estag ist ungebrochen", sagte Verbund-Chef Hans Haider am Freitag zum STANDARD. Es hänge aber alles von den Zukunftsplänen ab, die Haupteigentümer Land Steiermark habe. Der Mehrheitseigentümer verfügt über ein Vorkaufsrecht. Wie viel Geld die Verbundgesellschaft für den Viertelanteil am steirischen Versorger in die Hand nehmen würde, sagte Haider nicht. Als 34-Prozent-Aktionär der Estag-Tochter Steweag-Steg sei ein Estag-Einstieg aber nach wie vor sinnvoll. Zur Erinnerung: Im Frühsommer 2005 war der Verbund bereit gewesen, den Anteil der Franzosen um 406 Millionen Euro zu kaufen - das sind exakt jene 5,6 Mrd. Schilling, die EdF und Gaz de France bei ihrem Einstieg 1998 bezahlt hatten.

Anders als Voves steht Landeshauptmannstellvertreter Hermann Schützenhöfer (ÖVP) einer Hereinnahme der Verbundgesellschaft eher skeptisch gegenüber. Voves'Sprecher: "Die sollen jetzt nicht so tun, Waltraud Klasnic hat darüber schon vor drei Jahren Gespräche zugelassen". (Colette M. Schmidt, Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22./23.7.2006)