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"Die Stärke unserer Werte und unserer Moral wird auf die Bürger des Staates ausstrahlen und auf ihre Fähigkeit, der Bedrohung standzuhalten", hieß es in Halutz' bisher letztem Tagesbefehl

Foto: AP/Tsafrir Abayov
Dass die Militärkampagne im Libanon, zumindest bisher, vor allem aus der Luft geführt wurde, könnte auch damit zu tun haben, dass der Chef instinktiv seinen "Blauen" (die Luftwaffe trägt blaue Uniformen) mehr vertraut als den "Grünen" von den Landstreitkräften. So lautet eine Spekulation israelischer Medien, die allerdings nicht plausibel ist, weil nicht der Armeechef, sondern der Premierminister die Linie bestimmt und wohl alle Israelis einen Bodenkrieg vermeiden wollen. Aber weil Dan Halutz der erste israelische Generalstabschef ist, der aus der Luftwaffe kommt, schaut man jetzt umso genauer, was er anders macht als seine Vorgänger und ob er die Übersicht und den Sachverstand hat, auch die anderen Waffengattungen richtig einzusetzen.

In Israel wird auch immer beobachtet, wie "politisch" ein Armeechef ist - ob er eher die Anweisungen der Regierung umsetzt oder umgekehrt versucht, die Regierung zu beeinflussen. Die Amtszeit von Halutz' Vorgänger Moshe Yaalon wurde nicht verlängert, weil er sich ziemlich deutlich gegen den Gaza-Abzug ausgesprochen hatte. Jetzt heißt es, dass die Armee auf mehr Zeit dränge, um "ihre Arbeit mit der Hisbollah zu machen". "Die Stärke unserer Werte und unserer Moral wird auf die Bürger des Staates ausstrahlen und auf ihre Fähigkeit, der Bedrohung standzuhalten", hieß es in Halutz' bisher letztem Tagesbefehl.

1948 in Tel Aviv als Sohn einer aus dem Iran stammenden Familie geboren, wuchs Halutz in der Landwirtschaftssiedlung Hagor auf und war vielleicht schon durch den Familiennamen (er bedeutet "Pionier") für eine militärische Karriere prädestiniert. 1966 trat er in die Luftwaffe ein. Nach Unterbrechungen, in denen er ein Wirtschaftsstudium abschloss, bekleidete Halutz ab 1982 zahlreiche Posten bei der Luftwaffe und wurde 2000 ihr Kommandeur - gerade "rechtzeitig"für die Intifada. Die "gezielten Tötungen"von Terrordrahtziehern lösten auch in Israel Debatten aus. Halutz gab seinen Fliegern volle Rückendeckung. Auf die Frage, was er fühle, wenn er eine Bombe abwerfe, antwortete er kaltschnäuzig: "Eine leichte Erschütterung des Flugzeugs."

Linksgruppen haben ihm das nicht vergessen, konnten aber nicht verhindern, dass Halutz im Juni 2005 zum Armeechef befördert wurde - zwei Monate vor dem heiklen Gaza-Abzug, den er gut über die Runden brachte. Die Flieger gelten als die Elite und die Sexsymbole der Nation, ein wirklicher Popularitäts-Hit ist der Henry-Fonda-Typ mit der lässigen Körperhaltung, der ruhigen Stimme und dem langsamen Redefluss aber wohl nicht. In der beliebtesten TV-Satire-Sendung gibt Halutz eine Figur ab, die so ganz dem Klischee von den Kampfpiloten entspricht - eine Art überheblichen Macho-Lümmel mit drei Sonnenbrillen. (Ben Segenreich/DER STANDARD, Printausgabe, 22./23.7.2006)