Wien - Die derzeitige Hitzewelle treibt die Großhandels-Preise an den Spotmärkten der europäischen Strombörsen nach oben. Von den kurzfristigen Preisspitzen sind die Haushalte vorerst nicht betroffen, heißt es aus der Regulierungsbehörde E-Control zur APA. Die meisten österreichischen Energieversorger hätten sich mit langfristigen Lieferverträgen eingedeckt. Versorgungsengpässe mit Strom werden in Europa trotz höherer Verbrauchszahlen und geringerer Erzeugung derzeit generell aber nicht gesehen.

Sollten die derzeitigen Preisspitzen für Strom zur Lieferung längere Zeit anhalten, könnte dies einen österreichischen Haushalt mit rund 1 Euro pro Monat belasten, sagte E-Control Experte Johannes Mayer heute, Freitag, zur APA. Die Energieversorger kauften relativ geringe Mengen kurzfristig ein. Man habe sich langfristig eingedeckt und dementsprechend vorgesorgt, heißt es beispielsweise aus der Wien Energie.

Die Neukalkulation der Strompreise erfolge im Herbst, so E-Control-Chef Walter Boltz im ORF-Mittagsjournal. Sollten die hohen Strompreise bis dahin anhalten, werde sich dies auf die Endkunden auswirken.

An der Leipziger Strombörse EEX kostete Spitzenlast-Strom heute zur Lieferung am Montag rund 182 Euro je MW, am Freitag der Vorwoche waren es rund 60 Euro je MW. Bei Grundlast waren es heute 117 Euro, verglichen mit rund 50 Euro.

Die Großhandelspreise für Strom steigen allerdings auch längerfristig. So kostete 1 MW Spitzenlast (8 bis 20 Uhr) zur Lieferung 2007 im Juli vergangenen Jahres 55,5 Euro, heuer im Juli waren es 85,3 Euro, sagte ein Stromhändler zur APA. Bei Grundlast waren es 41,5 (Juli 2005) bzw. 57,5 Euro (Juli 2006) je MW. Als Gründe für die steigenden Strompreise werden von Experten der wachsende Verbrauch, geringere Kraftwerkskapazitäten sowie die steigenden Primärenergiepreise genannt.

Die Steigerungen an den Großhandelsmärkten werden allerdings selten eins zu eins an die Verbraucher weitergegeben. Die österreichischen Haushalte mussten wie berichtet laut Daten des EU-Statistikamtes Eurostat 2005 im Durchschnitt um rund 5 Prozent weniger für ihre Stromrechnung zahlen als 2004. Bei der Industrie gab es dagegen einen Preisanstieg um rund 4 Prozent.

Die hitzebedingt hohen Strompreise sind neben einem höheren Verbrauch vor allem auf eine geringere Stromerzeugung zurückzuführen. So wurden in Deutschland einige Atomkraftwerke wegen hoher Kühlwasser-Temperaturen zurückgefahren. So hat beispielsweise die E.ON bereits zur Wochenmitte das Atomkraftwerk Unterweser auf bis zu 30 Prozent seiner Leistung gedrosselt. Die Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel haben ihre Leistung um 20 bzw. 25 Prozent zurück gefahren. Zudem wird kaum Strom aus Windkraft geliefert, die vor allem im Norden Deutschlands sehr stark ist.

Auch in Frankreich wird deutlich weniger Strom erzeugt. Der französische Energiekonzern Electricite de France (EdF) hat gestern 2.000 MW am internationalen Markt gekauft. Auch deutsche Stromkonzerne kaufen am Strommarkt kräftig ein, so ein Händler. In den polnischen Kraftwerken wurden rund 6.000 MW vom Netz genommen, der Preis erreicht dort bis zu 300 Euro pro MW. Versorgt wird Polen derzeit vor allem aus Schweden, aber auch aus Deutschland. Italien meldet einen Rekordverbrauch von Strom. "Kleinere Blackouts" könnten sich zu jeder Zeit ereignen, hatten die italienischen Energieversorger zur Wochenmitte gewarnt. Seit der letzten großen Trockenheit gibt es in Italien Liefereinschränkungsprogramme. (APA)