Besprechungen beginnen oft zu spät und dauern meist länger als geplant, klagen viele Mitarbeiter.

Foto: Photodisc
Frankfurt - Laut einer aktuellen Produktivitätsstudie der Unternehmensberatung Proudfoot Consulting ist von 2003 auf 2005 die Arbeitsproduktivität weltweit um 2,3 Prozentpunkte auf 69,8 Prozent gestiegen. Umgekehrt bedeutet dies jedoch, dass in den Unternehmen weltweit die Mitarbeiter im Durchschnitt zu 30 Prozent ihrer Zeit mit unproduktiven Tätigkeiten befasst seien.

Laut Jochen Vogel, Leiter des Proudfoot-Geschäftes in Deutschland, Österreich und der Schweiz, gebe es eine "neue Generation" von Managern in den Unternehmen, die im operativen Bereich ansetzt, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Vogel geht davon aus, dass 15 Prozent der Arbeitszeit mit Pausen, Plaudern und anderen unvermeidlichen, aber unproduktiven Tätigkeiten verbracht werden. Aber die restlichen 15 Prozent, das entspreche im Fall Deutschlands 32,5 verschwendeten Arbeitstagen pro Mitarbeiter im Jahr, seien "noch immer viel zu viel".

Ineffizienz senke die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Nur durch hohe Produktivität könnten sie im Wettbewerb mit den Billiglohn-Ländern erfolgreich sein. Falle dieser Vorteil weg, sei die Abwanderung der Arbeitsplätze die Folge, analysiert Vogel.

Schlechte Führung ist schuld

In der Studie werden auch die Gründe für "verschwendete" Arbeitszeit beleuchtet. Während die befragten Führungskräfte schlechte interne Kommunikation am häufigsten nennen, zeichnen Analysen von Proudfoot Consulting ein differenzierteres Bild. In 38 Prozent der Fälle sei es die mangelnde Führung durch die Manager, die zur Ineffizienz führt.

"Die Manager haben zu wenig Zeit, sich um die eigentlichen Führungsaufgaben zu kümmern. Sie erledigen zu viele Arbeiten selbst, anstatt sie zu delegieren. Und sie gehen zu selten in den Betrieb und sprechen mit den Mitarbeitern", so Vogel.

An zweiter Stelle der Ursachen für Unproduktivität nennt die Studie nach wie vor unzureichende Planung und Erfolgskontrolle, dieser Punkt habe sich allerdings von 46 Prozent auf nur noch 28 Prozent der Nennungen stark verbessert. Den Grund dafür sieht Vogel in verbesserten Managementmethoden. Individuelle Zielvorgaben und Ergebniskontrolle seien in vielen Unternehmen etablierte Elemente der Führungskultur.

"Mehr mit den Mitarbeitern arbeiten"

"Die Betrachtung der Produktivitätshemmer zeigt, dass es nicht um Investitionen in Maschinen oder Offshoring geht, wenn Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern wollen", so Vogel. "Die Unternehmen müssen mit den Führungskräften und Mitarbeitern arbeiten. Sie zu motivieren, sie beim Führen und beim Organisieren der Prozesse zu unterstützen, ist der richtige Ansatzpunkt. Es ist leichter und weniger riskant, ein Werk in Deutschland in 12 Monaten um 20 Prozent produktiver zu machen, als die Produktion nach Osteuropa oder Asien zu verlagern."

Der Studie liegen die Ergebnisse zugrunde, die Berater von Proudfoot Consulting in 235 Unternehmen in 30 Ländern bei rund 1.900 Analysen gesammelt haben. Zudem ist eine Führungskräfteumfrage vom April 2006 unter 819 Managern aus 18 Ländern eingeflossen.

Gleiches Ergebnis bei deutscher Studie

Zum annähernd gleichen Ergebnis wie die Studie von Proudfoot Consulting kommt übrigens eine Untersuchung des Stuttgarter Fraunhofer Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) und des Bad Homburger Kaizen Instituts. Demzufolge wird rund ein Drittel der Arbeitszeit in deutschen Unternehmen wegen Fehlern bei der Organisation sowie im Verwaltungs-Management verschwendet, berichtet das "Manager Magazin". Unter anderem seien häufig Korrekturen oder Rückfragen nötig, weil Formulare nicht richtig oder unvollständig ausgefüllt werden. In anderen Fällen müssen Vorgänge doppelt bearbeitet werden, weil etwa die Zuständigkeiten nicht geklärt sind.

Oft müssen Mitarbeiter unnötig warten, weil dringende Rückrufe oder Berichte nicht eingehen, wie aus der Studie weiter hervorgeht. Auch beginnen Besprechungen zu spät beziehungsweise dauern länger als geplant.

Die Verschwendung der Arbeitszeit geht laut Studie vor allem zu Lasten der Kunden. An der Studie hatten sich 170 deutsche Unternehmen aller Größen und aller wichtigen Branchen beteiligt. (APA/red)